Rezension

Auftakt mit Frank Decker

Missing. New York - Don Winslow

Missing. New York
von Don Winslow

Bewertet mit 4 Sternen

Was habe ich mich auf "Missing. New York" gefreut. Endlich etwas Neues von Don Winslow. Für mein Bücherregal. Aber vor allem für mein Gemüt. Ich schätze Don Winslow sehr. 

Und einiges ist neu: neuer Verlag, jetzt Droemer-Knaur und nicht mehr Suhrkamp (obwohl im Frühjahr die Erstlingswerke noch dort erscheinen) und die erste Geschichte aus der Ich-Perspektive.

 Mein alter Lehrer im Englisch LK hat immer gesagt, dass in guten Geschichten bzw. in denen von Shakespeare (ohja..), die ganze Geschichte auf der ersten Seite geschrieben steht. In meinem Fall war das bei MacBeth (danke Bill..). Don Winslow macht es ähnlich. Ein bisschen jedenfalls..

Bitte kommt mir jetzt nicht mit Mails von wegen "wie kann der nur Shakespeare mit Don Winslow in einen Satz bringen".

Der Beginn des Buchs erinnerte mich (leider) an "Stiller Zorn" von James Sallis. Ich kann nicht mal genau beschreiben warum. Ob es an der tristen Einöde liegt oder an der Stimmung. Es kam mir sehr ähnlich vor. Deprimierend. Aber mit diesem Gefühl trifft es das Buch vermutlich genau, wenn ein kleines Mädchen verschwindet. Und noch eins. (Ich komme mir im übrigen langsam so vor, wie ein Magnet für dieses Themengebiet..)

Ich habe gewissermaßen nach Don Winslow gesucht. Zumindest auf den ersten Seiten. Doch dann kam der Zynismus zurück, der Humor, der mir so viel Spaß macht. Die Vergleiche und Wortspiele. Zwar nicht so überschäumend wie man es kennt, aber pointiert, an den richtigen Stellen.

Und dann trifft euch, von einer witzigen Sekunde auf die andere, die bittere Erkenntnis ins Mark. Und ab Seite, hmm.. 190, werdet ihr das Buch nicht mehr aus der Hand legen. 190 klingt jetzt nach langem, zähen Lesen, das ist es aber nicht. Aber ab diesem Zeitpunkt nimmt die Story an Fahrt auf. Die Kapitel werden besonders gegen Ende kürzer. Gegen Ende zeigt sich auch, wie geschickt alles zusammenpasst. Zwischendurch hatte ich die Befürchtung, dass der ganze Plot doch zu sehr an den Haaren herbeigezogen ist, aber dem ist nicht so. Keine Figur ist unwichtig. Und diese Erkenntnis ist erschütternd.

Fazit

Hat sich das Warten auf ein neues Buch gelohnt?? Ja. Klingt es nach Don Winslow?? Ja. Na also :-) 

"Missing. New York" zeigt uns Don Winslow, wie er leibt und lebt. Das Buch ist kurzweilig, macht Spaß und bereitet den Weg für eine neue Thriller-Reihe mit Frank Decker.