Rezension

Endlich mal kein selbst auferlegtes Traum :)

Missing. New York - Don Winslow

Missing. New York
von Don Winslow

Bewertet mit 5 Sternen

Handlung

Jedes verschwundene Kind ist eines zu viel.
Jeder Polizist kennt diesen Spruch.
Jeder Polizist hast solche Fälle. Sie alle kennen die Zahlen. Die Uhr arbeitet gegen sie und viel zu oft wird das Kind nur noch tot gefunden.
Viel, viel zu oft.
Auch im Fall der kleinen Hailey scheint es so zu sein. Doch etwas ist doch anders. Etwas was Franz Decker dazu bringt Job und Leben hinzuschmeißen und sich auf den Weg macht sie zu suchen. Alleine sucht geht er noch dem wägsten Hinweis nach, ist nahe dran alles hinzuschmeißen als, . . . plötzlich eine Frau sich bei ihm meldet.

"Ich glaube, ich habe das Mädchen gesehen, nach dem Sie suchen."

Die Jagd beginnt von neuem und Decker taucht in ein gespinst aus Falschheit, lug und Täuschung ein, welches nicht zum ersten Mal ein Kind in sein Netz gelockt hat.

Schreibstil

Direkt. Schnörkellos und mitten im Geschehen.
Don Winslow schafft es ohne seitenlange Beschreibungen eine Atmosphäre zu schaffen, die fast ein wenig Hast enthält, nie verweilt und den Leser dazu verlockt einfach mitzukommen.
Diese Direktheit, welche besonders durch die Wahl der Ich-Erzählung erreicht wird, ermöglicht es sich gut mit Decker "anzufreunden". Man erfährt Zeiten, Möglichkeiten. Kann ihm einfach über die Schulter schauen und bei den ermittlungen direkt dabei sein.
Ziemlich interessant. :)

Charaktere

Der Charakter, mit dem sich der Leser am meisten auseinandersetzen muss, ist Frank Decker, welchen wir als Hauptperson begleiten dürfen. Schnell wird klar.Er ist stur, hartnäckig und sich auch nicht zu schade dafür aus einem kaum loszuwerden Bauchgefühl alles hinzuschmeißen und fast schon brutal ehrlich zu sich selbst zu sein. Dabei erspart uns der Autor jedoch langatmige Traumas, mit denen ja gerne einmal die Ermittler "gesegnet" sind. Zwar weiß man aus da und dort mal einer halben Seite von seiner eigenen familiären Situation. Eine Tatsache, die mir wirklich gut gefallen hat. Immerhin lese ich keinen Krimi weil mich die Eheprobleme der Protas interessiert. Dafür gibts zur Not genug Romane.
Unterwegs begegnet Decker anderen Charas und darunter findet sich auch Shea. Ich gebe ehrlich zu, das ich zu Beginn nicht viel mit ihr anfangen konnte. Ich schob sie in eine Schublade und musste sie bald jedoch wieder daraus hervorheben, als der Autor eine wahre Bombe hatte platzen lassen. Überraschung!!

Meinung

Für mich selbst war es der erste Roman des Autors und ich muss sagen, ich war ziemlich begeistert davon. Nachdem ich von Krimis selten viel halte, es aber hin und wieder doch gerne probiere, fiel mir dieses Buch in die Hände. Natürlich hatte ich vom Autor selbst schon etwas gehört. Kritisch war ich trotzdem. Würden mich wieder mehr selbst erfundene Traumas und Ehestress des Protas erwarten, als Handlung? Würde es sich wieder so ewig ziehen, obgleich es kaum 200 Seiten nach Beginn schon klar ist, wer wann wieso was genau gemacht hat?
Sollte ich mir also wirklich diesen Krimi zur Hand nehmen, statt zu meiner geliebten Fantasie zu gehen?
Ich war mutig und tat es und habe es nicht bereut.
Statt mich also meine ganzen Horrorgedanken abhacken zu lassen, machte der Autor einen großen Bogen darum und schilderte mit erfrischenden Stil eine Suche, bei der ich mindestens genauso mitraten durfte wie Decker selber. Mich überraschen ließ, den Atem anhielt oder zwischendurch dachte, dass jetzt alles gelaufen ist.
So mag ich meine Krimis. Mehr Bitte!!! Dieser Autor wird sich gemerkt. :)