Rezension

Kein Meilenstein, aber...

Missing. New York - Don Winslow

Missing. New York
von Don Winslow

Bewertet mit 3.5 Sternen

Für Augenblicke lässt Cheryl Hansen die Tochter allein und das Unfassbare geschieht. Das Kind verschwindet aus dem Leben der Mutter. Der Polizist Frank Decker weiß was zu tun ist, das Grauen zieht die Routine der üblichen Verdächtigungs- und Ermittlungsrituale nach sich, die oft für Decker in der Erkenntnis münden Zeuge eines familiären Konfliktes geworden zu sein. Doch hier ist alles anders. Die Polizei sucht die gesamte Umgebung, ohne Ergebnis ab und plötzlich wird ein anderes Kind tot aufgefunden. Schnell scheint klar zu sein, dass es keine Verbindungen zwischen den Fällen gibt. Hailey Hansen bleibt verschwunden. Ein Gesicht, ein Vermissten-Foto, ein Schicksal, dass Frank Decker keine Ruhe mehr lässt. Da sich seine Ehe sowieso gerade in Auflösung befindet hält en Mann nichts mehr in Lincoln, Nebraska. Überzeugt davon, dass Hailey noch lebt, reist er los, um das Mädchen aufzuspüren. Und tatsächlich, die Aussage einer Frau gibt ihm Hoffnung auf der richtigen Fährte zu sein. Der Weg führt in nach New York, mitten in die Welt der Schönen und Reichen, einer Stadt der Träume, die sich manchmal in Alpträume verwandeln.

Wie in einem dahin rasenden Zug kam ich mir mit dem Buch Missing. New York vor. Don Winslows Kurzkapitel-Stakkatostil, seine Fähigkeit praktisch sofort Spannung aufzubauen und bis zum Schluss durchzuhalten machen den Roman zu einer süffigen Lektüre für zwischendurch. Ein Burger King Erlebnis mit Wiedererkennungswert, weil man die prägnant erschafften Charaktere allesamt schon einmal gelesen oder gesehen zu haben glaubt. Was nicht gegen das Buch spricht, es aber in eine Ecke der Vorhersehbarkeit drücken, die den schreibtechnischen Fähigkeiten des Autors widersprechen.

Denn zweifellos ist Don Winslow ein Großer seines Fachs. Die im Grunde schwere Kost der Kindesentführung wird mit einer Leichtigkeit ans Tageslicht gehoben, wie es selten zu finden ist. Eine schneidend präzise Sprachfertigkeit zeichnet den Mann aus und man fühlt tatsächlich mit dem verschleppten Kind mit, dass sich an einen Spielzeuggaul Namens Magic klammert, wie an eine Rettungsboje. Frank Decker ist ein Sympathieträger auf den kleine verletzte Seelen hoffen können, der Mann lässt dich nicht im Stich. Wollen wir hoffen, dass es solche Menschen tatsächlich gibt. Ich glaube ja daran. Insgesamt ein glänzend durchkomponierter Thriller mit Gütesiegel.