Rezension

Außergewöhnliches Jugendbuch - Spannend ab Seite 1

Monsters of Verity - Dieses wilde, wilde Lied
von Victoria Schwab

Bewertet mit 4 Sternen

Mit „Monsters of Verity“ ist Victoria Schwab ein außergewöhnliches Werk gelungen. Es reißt die Trennung zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Gut und Böse nieder und lässt den Leser in einer ständigen Reflektion über seine eigenen Ansichten und Werte zurück.
   Der Einstieg in das Buch ist sehr atmosphärisch. Zunächst lernen wir Kate kennen, die ihrem Plan, die Kapelle ihrer Schule anzuzünden, nachgeht. Dies geschieht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, sodass am Ende des kurzen Kapitels das Gotteshaus lichterloh in der einstigen Dunkelheit brennt. Schon hier wird deutlich, dass Kate bei der Verfolgung ihrer Ziele gewisse Grenzen zu Überschreiten weiß. Sie präsentiert sich als toughe Protagonistin, hat aber aufgrund ihrer Vergangenheit auch schwache Momente. Physisch und psychisch gekennzeichnet von einem Unfall in der Vergangenheit, beißt sich das Mädchen durch das Leben. Der Leser schwankt dabei zwischen Bewunderung und Besorgnis, Mitgefühl und Ablehnung.
   Als zweiter Protagonist stellt August ebenfalls solch eine Unsicherheit dar. Von der Gesellschaft als Monster tituliert, scheint er doch mehr Menschlichkeit aufzuweisen als andere Vertreter der menschlichen Art. Aber auch hier macht es Schwab dem Leser nicht leicht, komplett hinter der Hauptfigur zu stehen.
   Die Beziehung zwischen August und Kate ist ebenso dynamisch gestaltet. Sie scheinen sich ebenbürtig zu sein, gehören aber nicht derselben Art an und haben dennoch Eigenschaften der einen, als auch der anderen Spezies. Die Ausarbeitung des Verhältnisses beider Protagonisten hat mir sehr gefallen. Hier steht nicht, wie häufig in den Jugendbüchern der heutigen Zeit, eine Liebe im Vordergrund. Vielmehr geht es um eine Begegnung, die Vorurteile und Gewalt als Mittel zum Zweck hinterfragt.
   Die weiteren Charaktere waren in der Regel gut dargestellt. Obwohl der Fokus überwiegend auf den beiden Protagonisten liegt, schafft Schwab es, den Nebenfiguren über bestimmte Eigenheiten eine plastische Gestalt zu geben. Insbesondere Ilsa, Augusts „Schwester“, hat mich mit ihrer besonderen Art überzeugt. In Kates sozialer Umgebung empfand ich ihren Vater hingegen als recht blass. Da er eine zentrale Rolle spielt, insbesondere in Kates Motivation, hätte ich mir dort noch mehr Tiefe gewünscht.
   Der Handlungsverlauf mit seiner Thematik war durchweg spannend. Ich habe das Buch an einem Tag durchgelesen, das spricht finde ich immer sehr für ein Werk. Die Kapitel sind alle sehr kurz, sodass man zum einen wirklich schnell vorankommt und zum anderen selbst auch den Eindruck hat, dass man gut durch das Buch kommt. Die Sicht wechselt dabei zwischen Kate und August, weshalb man gute Eindrücke in ihre Persönlichkeiten bekommt und durch ihre Herkunft aus den zwei Stadtbezirken, sowohl die eine, als auch die andere Hälfte erlebt. In der Geschichte hat mich jedoch leider ausgerechnet „der große Knall“ (ohne zu viel verraten zu wollen), dem man entgegenfiebert, in seiner tatsächlichen Ausführung etwas enttäuscht. Vieles bleibt dort in der kurzen Abhandlung ungeklärt und zum Teil emotionslos.

Insgesamt kann ich das Buch „Monster of Verity“ dennoch sehr empfehlen. Es wartet auf mit einer neuartigen Idee und überzeugt auch in ihrer Umsetzung. Der Schreibstil und die kurzen Kapitel haben das Leserereignis als sehr angenehm gestaltet. Wer nicht unbedingt Protagonisten braucht, mit denen man zu 100% sympathisiert, wird mit dem Buch seine Freude habe. Und auch wenn mich der Showdown etwas enttäuscht zurückgelassen hat, erwarte ich voller Spannung den abschließenden Band, der in Deutschland voraussichtlich am 11.03.19 erscheinen wird.