Rezension

Das erste Mal als Entjungferung

Sannah & Ham - Lucy Ivison, Tom Ellen

Sannah & Ham
von Lucy Ivison Tom Ellen

Das Buch behandelt ein Thema, was für viele Jugendliche interessant ist. Es geht um die Fragen, die man sich nun mal stellt, wenn einem sein Erstes Mal noch bevorsteht, und nimmt dabei auch kein Blatt vor den Mund: Tut es weh, wenn das Hymen reißt? Muss ich mich rasieren? Fühle ich mich danach anders? Sehen meine Eltern oder Freunde es, wenn ich mein Erstes Mal hinter mir habe?

Inhalt

Hannah ist noch Jungfrau. Das soll sich so schnell wie möglich ändern, denn nach den Sommerferien geht sie aufs College. Die Nacht, in der sie ihre Jungfräulichkeit verlieren möchte, kommt aber anders als geplant, denn auf der Toilette trifft sie Sam. Er ist witzig, sieht gut aus und nach der Nacht kriegt sie ihn einfach nicht mehr aus dem Kopf. Sam geht es genauso mit Hannah, doch bis sie sich endlich näher kommen können, müssen sie einige Hürden überstehen und stellen so manches Mal fest, dass man keine Feinde braucht, wenn man solche Freunde hat...

Schreibstil

Der Leser erlebt die Geschichte aus zwei Perspektiven. Er begleitet die beiden Hauptcharaktere durch den Sommer, was eine schöne Idee war, mich aber ein bisschen an die Geschichten erinnert hat, die ich früher immer mit meiner besten Freundin geschrieben habe. Authentisch vielleicht, aber es war mir noch nicht ausgereift genug. 

Auch die Sätze sind häufig eher kurz und wirken ab und zu etwas abgehackt, was mich aber nicht so sehr gestört hat. Ins Auge gestoßen sind mir vor allem Worte, die Das Erste Mal auf "Jungfräulichkeit verlieren" reduziert haben und das hat mich zu Beginn schon sehr gestört.

Meine Meinung

Ich habe mir lange Gedanken zu Sannah & Ham gemacht, weil ich das Buch wirklich gut finden wollte. Den Titel finde ich schön gewählt, wenn man bedenkt, dass auch Lieblingspaare in Serien immer wieder zu einem Namen verschmelzen. Nach den ersten paar Seiten musste ich aber gleich feststellen, dass irgendetwas mit dem Cover nicht stimmt, denn die Protagonistin hat doch eigentlich blonde Haare. Warum ist dann dort eine Rothaarige abgebildet?

Aber nun zum Inhalt, denn darauf kommt es ja an. 

Das Buch behandelt ein Thema, was für viele Jugendliche interessant ist. Es geht um die Fragen, die man sich nun mal stellt, wenn einem sein Erstes Mal noch bevorsteht, und nimmt dabei auch kein Blatt vor den Mund: Tut es weh, wenn das Hymen reißt? Muss ich mich rasieren? Fühle ich mich danach anders? Sehen meine Eltern oder Freunde es, wenn ich mein Erstes Mal hinter mir habe?

All diese Fragen greift Sannah & Ham auf, was ich sehr schön finde, denn es beschäftigt die Jugend heutzutage nun mal und es sollte auch in der Literatur darüber gesprochen werden. Die Art, wie es hier geschehen ist, hat mir allerdings nicht gefallen. Es war nicht nur die Wortwahl, sondern auch die Art und Weise wie die beiden Cliquen rund um Hannah und Sam darüber gesprochen haben, die ich nicht angemessen fand. Mit dem Wechsel zum College oder - in Deutschland - zur Universität sollte man eigentlich reifer mit dem Thema umgehen, als sie es in dem Buch tun. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Charaktere des Buches noch nicht über die fünfzehn hinaus sind. Viele der Fragen, die sich die Protagonisten im Laufe des Buches stellen, blieben meiner Meinung nach auch nicht ausreichend beantwortet. 

Ein Jugendbuch sollte meiner Meinung nach auch immer ein Vorbild vermitteln. Und in diesem Fall hätte es zeigen sollen, dass Das Erste Mal so viel mehr sein kann, als einfach nur "entjungfert" zu werden. Es hätte eine wunderschöne erste Liebe zwischen Hannah und Sam entstehen können, auf der alle Etappen einer intimen Beziehung abgeklappert werden und es schließlich im ersten Sex miteinander gipfelt. Stattdessen wurde im ganzen Buch groß über das Thema geredet, die Sache selbst war aber dann nach wenigen Seiten erledigt. Das ist schade, denn in der Geschichte hat so viel Potenzial gesteckt, was sie - zumindest meiner Meinung nach - wirklich verschenkt hat. 

Ganz gut gefallen haben mir die Charaktere, wenn sie nicht gerade übers "entjungfern/entjungfert werden" nachgedacht haben. Besonders Hannahs beste Freundin Stella konnte in mir regelrechte Wutanfälle auslösen, weil sie so realitätsgetreu war. Auch die Freunde von Sam sind gut gelungen. Die beiden Hauptcharaktere waren mir allerdings ein bisschen zu blass, was sicher auch daran lag, dass ihre Gedanken die meiste Zeit nur bei einem Thema geblieben sind. Hannah hat sich außerdem sehr häufig selbst herunter gemacht, was mir nicht so gut gefallen hat, weil ich starke Heldinnen mag, aber auch dieses geringe Selbstwertgefühl ist etwas, womit viele Jugendliche zu kämpfen haben. Also ist es so gesehen vielleicht auch wieder realistisch.

Letztendlich habe ich mich gefragt, ob ich vielleicht a) schon zu alt oder b) noch nicht alt genug für das Buch gewesen bin. Die Rezension von Sannah & Ham ist ja aufgrund einer Bloggeraktion entstanden, also habe ich mich auch mit anderen Bloggern über das Buch ausgetauscht. Dabei ist uns auch aufgefallen, dass die Meinungen je nach Alter unterschiedlich ausgefallen sind. Um das herauszufinden, werde ich das Buch mal an meine Mutter und an die Schwester von meinem Freund weitergeben und bin gespannt auf ihre Reaktionen. Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.

Fazit

Sannah & Ham konnte mich leider nicht überzeugen. Ich hätte mir eine Liebesgeschichte gewünscht, die kein Blatt vor den Mund nimmt und alle Etappen einer intimen Beziehung abklappert. Bekommen habe ich eine ganz lustige Geschichte darüber, wie zwei Jugendliche trotz zahlreicher Verirrungen endlich zueinander finden. Von Liebe kaum eine Spur, dafür kommt Das Erste Mal (zumindest in der Theorie) definitiv nicht zu kurz.