Rezension

Das falsche in mir von Christa Bernuth

Das Falsche in mir - Christa Bernuth

Das Falsche in mir
von Christa Bernuth

Das Falsche in mir“ von Christa Bernuth geht einen gewagten Weg und beschreibt in aller Offenheit und Schonungslosigkeit die Abgründe der menschlichen Psyche.

Was noch relativ gemäßigt – wenn auch dem Thema angepasst- anfängt entwickelt sich in den Augen des Lesers schon recht schnell zu einem ausgewachsenen Alptraum.

Lukas Salfeld ehemals Kalden, heute verheiratet und Vater zweier Töchter mit einem Beruf und einem gewachsenen Umfeld verliert von jetzt auf gleich die Kontrolle über sein Leben, seinen Alltag und seine Existenz.

Niemand glaubt ihm - weil wer glaubt schon einem Ex- Häftling mit dieser Vorgeschichte? Ja schlimmer noch – er glaubt nicht mal sich selbst.

Christa Bernuth versteht es wie kaum eine Andere, die Seele, die Psyche, die Gedanken ja auch die Alpträume und Abgründe des Hauptcharakters darzustellen. Oftmals war ich abgestoßen, angeekelt und geschockt, dann aber auch voller Mitleid und Mitgefühl für einen solchen Charakter.

Die Story ist nicht rasant, nicht temporeich aber das muss sie auch nicht, da sie von dem psychologischen Alptraum den sie erzählt lebt. Der Leser hat so ausreichend Zeit die Ausmaße des Geschriebenen zu begreifen, zu verarbeiten und mit den Informationen zu verknüpfen. Oft sind die Szenen so detailliert das ich sie mir wirklich bildlich vorstellen kann, was ich aber angesichts der Thematik lieber nicht möchte.

Die Frage nach dem Warum kam nicht nur bei den Ermittlern auf, sondern oft auch in meinen Gedanken. Frau Bernuth geht auf das Warum nur kurz am Ende des Buches ein, wobei sie in meinen Augen eine wenig befriedigende Lösung anbietet. Der einzige Schwachpunkt dieses Buches wie ich meine.

Die Charaktere bleiben bis auf wenige Hauptcharaktere ungewöhnlich blass gezeichnet. Ich denke da hätte der ein oder andere Feinschliff an einem der anderen Charakter sicherlich ein bisschen mehr Tiefe in die jeweilige Szene gebracht. Letztendlich reduziert sich das Buch auf drei Charaktere, wobei zwei ganz besonders intensiv dargestellt werden. Beide wirken auf mich als Leser aber absolut ehrlich und authentisch und ich kann mir vorstellen dass es die Menschen so auch wirklich geben könnte. Diese authentischen Charaktere sorgen natürlich noch zusätzlich dazu, dass die ganze Story glaubwürdig und mit absolutem Gänsehaut Feeling gelesen werden kann.

Vorhersehbar ist nichts aber auch rein gar nichts. Was man auf der einen Seite noch zu wissen glaubte ist auf der nächsten Seite schon Vergangenheit und stellt sich als Irrglaube des Lesers dar. Auch die Zusammenhänge, Hintergründe und natürlich das Ende wird kein Leser glauben wenn er beginnt das Buch zu lesen. Respekt dafür.

FAZIT:
Ein wirklich psychologisch tiefgehendes, aber auch schonungslos ehrliches Buch das wie kaum ein anderes die Abgründe der menschlichen Seele beschreibt. Das Buch sollte definitiv nicht von zart besaiteten Menschen gelesen werden da man mit Szenen, Tatsachen und Details konfrontiert wird die manchmal sehr schwer zu verdauen sind. Ansonsten hat die Autorin im Zusammenspiel von Story und Charakteren ein gutes thrilliges Buch geschrieben und erhält von mir 4 von 5 Sternen