Rezension

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Konnte mich leider nicht ganz überzeugen

Das Falsche in mir - Christa Bernuth

Das Falsche in mir
von Christa Bernuth

Bewertet mit 3 Sternen

Der erste Satz

"Leander Kern heißt nicht wirklich so."

 

Meine Meinung

Das Leben von Lukas Salfeld ist eigentlich ein normales Leben. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter. Seine Familie weiß nicht, was sich vor ein paar Jahrzehnten mit seiner aller ersten Freundin abgespielt hat. Sie wissen nicht, dass er eine Zeit lang im Gefängnis verbringen musste. Lukas hat etwas Dunkles in sich, gegen das er einen erbitterten Kampf führt. Als in seiner Stadt plötzlich Mädchen getötet werden, gerät ausgerechnet er in das Visier der Polizei. Irgendwann ist er sich selbst nicht mehr sicher, ob er wirklich so unschuldig ist, wie er eigentlich annimmt...

 

"Ich glaube nicht, dass Aggression etwas abbaut. Sie baut vielmehr etwas auf, nämlich neuen Zorn, der sich irgendwann aus sich selbst ernährt.
Seite 43  "

Der Protagonist Lukas Salfeld ist ein bisschen durch. Und wenn ich bisschen meine, drücke ich es noch nett aus. Er lebt zusammen mit seiner Familie in einem schönen Haus und führt im Grunde genommen ein ziemlich langweiliges Leben. Seinen Kummer ertränkt er gerne mal in Alkohol, was seine Frau im Übrigen nicht lustig findet.
Sina Rastegar ist eine der zuständigen Ermittler. Sie selbst hat sehr schlimme Dinge in ihrer Kindheit erlebt. Sina verdächtigt Lukas und setzt alles daran ihn zu finden. Nur ist er überhaupt schuldig?

 

"Marions Gesicht ist ein Garten, in dem ich so lange spazieren gehe, bis ich auch die letzte Rose in- und auswendig kenne, um dann wieder von vorne anzufangen.
Seite 115 "

"Das Falsche in mir" hat mich nach Lesen der Kurzbeschreibung sofort sehr neugierig gemacht. Ich war sehr froh, als ich das Buch aufschlug und endlich anfing zu lesen.
Die Geschichte fängt auch sehr spannend an. Die leichte Schreibweise von Christa Bernuth ist wirklich sehr angenehm. Leider sank meine Euphorie nach den ersten Kapiteln sichtlich. Es kamen plötzlich andere Sichtweisen ins Spiel, die nur per Absatz irgendwie abgegrenzt wurden. Da kam ich stellenweise einfach überhaupt nicht mehr mit. Hinzu habe ich den weiteren Verlauf des Thrillers als durcheinander und auch sehr langatmig empfunden. Der Protagonist ist auf der Flucht und während er das ist, passiert erstmal überhaupt nichts mehr was von Belang wäre.
Als würde diese wirklich anstrengende Phase nicht schon reichen, passierten auch noch Dinge, die ich absolut nicht nachvollziehen konnte.

Achtung Spoiler! 
Zuerst ist Lukas bei einem Griechen untergetaucht, der ihn aber erkennt. Anstatt das Lukas, der ja eigentlich auf der Flucht ist, Reißaus nimmt, nein, da werden die Zwei tatsächlich noch dicke Freunde. (?)
Hinterher kam noch eine Stelle, die meiner Meinung nach wirklich sehr an den Haaren herbei gezogen war: Sina, die Ermittlerin hat wilden Sex mit dem verheirateten Pathologen, während die Leiche noch neben ihnen auf dem Tisch liegt. 
Das war mir eindeutig zu viel des Guten. Fast hätte ich das Buch schockiert zur Seite gelegt...
Spoiler Ende

Leider hatte ich beim Lesen auch das Gefühl, dass sich der Lesefluss nicht so recht einstellen wollte. Ich bin durch die Sichtwechsel ständig aus der Geschichte geworfen worden und musste mich erstmal neu sortieren. Einen Bezug zu irgendeiner Person aus dem Buch habe ich auch nicht aufbauen können. Und dann kamen da auch noch die ziemlich detaillierten Beschreibungen hinzu, was den Opfern angetan wird. Das war mir persönlich ein bisschen zu viel. Vor allem, weil es um kleine Mädchen geht.

Zum Glück wurde ich aber für´s Durchhalten belohnt. Etwa nach etwas mehr als der Hälfte wurde es so spannend, das ich "Das Falsche in mir" letztendlich nicht mehr aus der Hand legen wollte. Endlich kam bei mir die Neugierde durch, was überhaupt los ist. Was passiert und ob Lukas nun wirklich schuldig ist, oder nicht. Ab dem Zeitpunkt passierte ständig etwas. Es ging Knall auf Fall. Bis zu dem, für mich, überraschenden Ende.

Fazit

Der langatmige Mittelteil hat mir etwas die Lust am Lesen genommen. Von Spannung ist bei "Das Falsche in mir" leider nicht sehr viel vorhanden. Diese baut sich nach dem gelungenen Anfang meines Empfindens erst so richtig ab etwa Dreiviertel des Buches wieder ein.
Die Beschreibungen, was die Tat an den Opfern angeht, hat mir leider so gar nicht gefallen. Ich empfand es als viel zu viel. Weniger wäre, meiner Meinung nach, völlig ausreichend gewesen. Hinzu konnte ich absolut keine Verbindung zu den einzelnen Charakteren aufbauen und Emotionen blieben auch völlig aus. Bis auf dem Ekel den ich empfand, wenn ich gelesen habe, was mit den Mädchen passiert, lief die Geschichte nur so an mir vorbei. 
Da der Thriller nach einiger Zeit aber endlich an Fahrt aufnahm, ich von den vielen Wendungen überrascht wurde und mir auch das Ende sehr gefallen hat, gibt es von mir noch eine gute durchschnittliche Bewertung. Die Grundidee bei "Das Falsche in mir" ist wirklich eine gute, allerdings wurde dieses Potenzial leider verschenkt.

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