Rezension

Tolle Idee, Umsetzung könnte besser sein

Das Falsche in mir - Christa Bernuth

Das Falsche in mir
von Christa Bernuth

MEINE MEINUNG

Lukas Salfeld hat ein dunkles Geheimnis. Früher, mit 15, hat er seine Freundin Marion auf schreckliche Art und Weise umgebracht. Er hat ihr tiefe Schnitte bis auf den Knochen zugefügt, bevor er ihr die Kehle durchgeschnitten hat. Noch heute, 35 Jahre später, verfolgen ihn diese Fantasien. Er versucht, sie in den Griff zu bekommen, versucht mit aller Macht, sie Fantasien sein zu und nie, niemals, unter keinen Umständen, Realität werden zu lassen. Nicht noch einmal. Doch plötzlich verschwinden in seiner Heimatstadt Mädchen, die genau in sein Profil passen. Jung. Blonder Pagenkopf. Helle Haut. Und kurze Zeit später tauchen sie tot wieder auf, genauso zugerichtet wie damals Marion. Lukas weiß nicht, ob er es getan hat. Er hat keine Erinnerungen an die fraglichen Zeiten. Doch weil er nicht glauben will, der Täter zu sein, flieht er vor der Polizei, um sich selbst auf die Suche nach dem Mörder zu machen, der ihn so perfekt nachahmt. Er hat auch schon eine Spur: ein Facebook-Profil namens Leander Kern...

Kommissarin Sina und ihr Kollege, der den Fall Salfeld damals bearbeitet hat, ziehen schnell die Parallele zu damals und fassen Salfeld als Hauptverdächtigen ins Visier. Gleichzeitig wird eine weitere Geschichte aus der Vergangenheit immer wieder erwähnt: bis zu ihrem zehnten Lebensjahr haben ihr Onkel und einige andere maskierte Männer Sina missbraucht. Dieser ungelöste Fall zieht sich durch das ganze Buch und bekommt immer mehr Beachtung. Mir hat ein wenig der Zusammenhang gefehlt, warum die persönliche Leidensgeschichte der Kommissarin eine so große Rolle spielt. Am Ende wird zwar eine Verbindung erwähnt, die lässt das ganze aber sehr konstruriert wirken. 

Die Figuren lassen mich sehr zwiegespalten zurück. Lukas Salfeld ist der einzige Ich-Erzähler und er macht es dem Leser nicht leicht, ihn zu mögen. Aber vielleicht soll man das auch gar nicht, schließlich ist er ein verurteilter Mörder. Seine Fantasien sind abstoßend, gleichzeitig wird sein Charakter als sehr schwach dargestellt. Er kämpft gegen sich selbst, aber irgendwie hatte ich beim Lesen immer das Gefühl, dass er nicht genug kämpft. Auch die Kommissarin Sina fand ich nicht sonderlich sympathisch, sie badet zu viel in Selbstmitleid und ist den Fall betreffend nicht bei der Sache. Es gab eigentlich keine Figur, die ich wirklich gemocht habe. 

So richtig packen konnte mich die Geschichte leider nicht. Es fängt bei der Sprache an, mit der ich so meine Schwierigkeiten hatte, weil sie mir zu holprig und trocken war, geht über die nicht immer glaubwürdigen Figuren und endet beim Plot, der meiner Meinung nach zu konstruiert wirkt. Mir haben die Überraschungsmomente, die Thrill-Effekte und der Nervenkitzel gefehlt. Es war für mich mehr ein Krimi aus der Sicht des vermeintlichen Täters, der zwischendurch durch Tagebucheinträge und die letzten Augenblicke der Opfer etwas aufgebauscht wird. Der Funke ist nicht so richtig übergesprungen und ich hatte mir mehr davon versprochen. Trotz der vielen Perspektivenwechsel wurde die Möglichkeit der Cliffhanger nicht genutzt.  Es gab eigentlich keinen Punkt, an dem ich das Buch nicht einfach hätte zuklappen können, es gab kein "Jetzt muss ich unbedingt wissen, wie es weiter geht". Ich fand eher, dass die Handlung sehr vorsichhinplätschert. Nicht einmal die Auflösung am Ende konnte mich überraschen, ich hatte eigentlich schon ab der Hälfte eine Ahnung, wer der Täter ist und diese Vermutung wurde am Ende nur noch einmal bestätigt. 

Schade, hier wurde einiges an Potenzial verschenkt. Der Funke ist leider nicht übergesprungen. 

3 von 5 Punkten

Cover 1 Punkt, Idee 1 Punkt, Plot 0 Punkte, Figuren 1/2 Punkt, Sprache 1/2 Punkt

~~ dtv ~~ 352 Seiten ~~ ISBN: 978-3423249928 ~~ Broschierte Ausgabe ~~ 14,90€ ~~ Januar 2014 ~*~