Rezension

Der Täter als absolutes Highlight

Final Cut - Veit Etzold

Final Cut
von Veit Etzold

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Final Cut" handelt von Hauptkommissarin Clara Vidalis vom Morddezernat, die kurz vor ihrem anstehenden Urlaub einen neuen Fall bekommt. Eine DVD ist konkret an sie adressiert. Darin enthalten ein Snuff Movie, also ein Film, auf dem die Tötung eines Opfers festgehalten wurde. Dazu die Ansage, dass diese Frau nicht das erste und schon gar nicht das letzte Opfer ist. Für Clara und ihre Kollegen beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und für sie wird es immer persönlicher, denn der Täter scheint mit der Ermordung ihrer eigenen kleinen Schwester zu tun zu haben...

"Final Cut" ist der erste Band in einer Reihe um die Kommissarin Clara Vidalis. Das habe ich extra nochmal nachgeguckt, denn der Einstieg in diesen Thriller suggeriert etwas anderes. Nach einem kurzen, aber durchaus heiß machenden Prolog geht die Geschichte langatmig los. Es wird erst vieles aus Claras Vergangenheit aufgearbeitet (durchaus wichtig für den restlichen Verlauf, aber für den Beginn eines Thrillers zu viel des Guten) und dann wird ihr letzter Fall in allen Einzelheiten aufgearbeitet. Genau dieser Aspekt hat mich angesichts eines ersten Bands etwas irritiert, aber ich denke, dass die Beschreibungen zeigen sollten, dass diese Team bereits erfolgreich zusammengearbeitet hat und wie sie dies gemacht haben. Verständlich, hätte ich aber auch nicht gebraucht. Zumal die weiteren Teammmitglieder doch recht blass über das gesamte Geschehen bleiben, denn auf Clara liegt der klare Fokus.

Das ist aber auch nicht schlimm, denn sie kann die Geschichte als Ermittlerin durchaus tragen. Sie ist nicht ziemperlich und wird sehr menschlich inszeniert. Der eigentliche Star ist aber der Täter, der Namenlose. Er ist wirklich spannend gestaltet, er ist genau richtig brutal und man erwischt sogar manchmal dabei, dass man Mitleid mit dem Täter hat oder sogar Verständnis für seine Handlungen. Das zeigt nur, dass der Autor einen überzeugendes Täterprofil geschaffen hat.

Die Spannung wird auch auf genau dem richtigen Niveau gehalten, etwas wird wiederum dadurch rausgenommen, dass das Ende nicht mehr viele Überraschungen zu bieten hat. Die Motivik des Täters wird recht früh dem Leser offenbart, die Spannung liegt also ausschließlich nur noch darauf, wie Clara ihn dingfest machen wird. Das ist ein kleiner Wehrmutstropfen, zumal der Handlungsaspekt, wie sie ihm auf die Spur kommt doch sehr konstruiert und adhoc erzählt wirkte.

Aber sehen wir über diese kleinen Schwächen und den langatmigen Beginn etwas hinweg. "Final Cut" bietet eine gute Thrillerunterhaltung, die durchaus noch ausbaufähig ist.