Rezension

Diese Buch ist wegen seiner schönen Sprache ein Genuß

Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer - Alex Capus

Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer
von Alex Capus

Das Wichtigste zuerst - dieses Buch lebt von seiner wunderbaren Sprache. Es ging mir beim Lesen von Capus' neuestem Roman so wie vor Jahren bei Tanja Blixen mit "Jenseits von Afrika": Ein schöner Satz nach dem nächsten fällt man in die Geschichte und kann nicht aufhören zu lesen, weil man einfach noch einen weiteren Satz in seiner Schönheit quasi auf der Zunge schmecken will... 

Dabei mäandert das Buch um die Leben dreier Menschen, die sich wahrscheinlich nie begegnet sind, so sehr der Erzähler des Buches sich das auch wünscht. Die drei Menschen sind der Physiker Felix Bloch, die Sängerin Laura d'Oriano und der Künstler Emile Gilliéron, die in den 20er Jahren mit festen Wünschen ihr Leben betreffend erwachsen werden, um in der Zeit des zweiten Weltkrieges Entscheidungen treffen zu müssen, die Ihre Lebensträume ins Wanken bringen. Dabei sind die Eckdaten aller Orte, Reisen und Weggefährten verbrieft und gewissenhaft recherchiert. Das Nachspüren der Lebensläufe und Füllen der "blinden Flecke" zwischen den Fakten war für Capus sicherlich das Spannende beim Schreiben und macht folgerichtig ebenso den Reiz beim Lesen seines Romans aus. So erfährt man von Laura, die aus einer Familie reisender Musiker stammt und niemals singen will wie ihre Mutter (nämlich unter Einsatz von Strumpfband und Dekolleté). Und doch kommt sie eines Tages nicht umhin genau diese Entscheidung zu treffen, um als Spionin entlang der italienischen Küste die Alliierten mit wichtigen Informationen auszustatten. Dann begleitet man den mit großem Talent gesegneten Zeichner Emile, der das Legat des Vaters fortführt und Rekonstruktionen aller Art für den Archäologen Evans in Griechenland erschafft. Seine Dublikate der Fresken, Statuetten und Vasen werden in Museen der ganzen Welt ausgestellt und nur er weiß, dass sie perfekt die Wunschsicht auf das Altertum seines Brotherrn abbilden und damit eher gefälscht als wissenschaftlich korrekt nachgebildet sind. Mir selbst jedoch war Felix Bloch der Liebste der Drei; dieser absolut pazifistisch denkende und fühlende junge Student, der beim Vater durchsetzt, etwas total "Unnützes" tun zu dürfen, damit er bloß nicht die furchtbare Kriegsmaschienerie unterstützen muss, als die er den ersten Weltkrieg wahrnimmt. Sein Erfolg in der Physik führt ihn zu seinem Leidwesen einen Weltkrieg später genau an den Punkt wo es nur noch heißt, wer zuerst die Atombombe bauen kann, gewinnt und besser "wir als die", also besser die Alliierten als Hitler. Wie gesagt, ein wunderbar geschriebenes Buch über Lebensträume und Lebenswirklichkeit, mit dem ungewöhnlichen roten Faden, dass sich die drei Protagonisten wahrscheinlich nie begegnet sind.