Rezension

diese Welt hat so viele Löcher wie ein Schweizer Käse

Knochendiebin
von Margaret Owen

Die Handlung ist interessant und die Autorin hat viele vielversprechende Fantasyaspekte in ihrer Geschichte verwoben. Wenn ich so anfange, merkt ihr schon, dass ich mich dem Hype um die Knochendiebin Stur leider nicht anschließen kann. Das Buch war für mich insgesamt eher ok, maximal vielversprechend, aber alles in allem unvollständig.

Das liegt hauptsächlich an der recht wirren Fantasywelt. Margaret Owen hat meiner Ansicht nach zu viel gewollt und zu wenig erklärt. Manche Fantasy-Elemente erschienen mir einfach zu willkürlich, z.B. das Göttersystem oder die Rolle der Kriegsfürstin für das Weltgeschehen. Oder diese Schwanen-Transformations-Geschichte der Königin – hatte das irgendeine Relevanz für das Buch?

Vielleicht wird das und viele andere Dinge im zweiten Band aufgelöst, allerdings bin ich der Meinung, dass die Geschichte keinen zweiten Band gebraucht hätte. Das ist heutzutage sowieso eine Unart, alles künstlich in die Länge zu ziehen. 50 bis 80 Seiten mehr und man hätte das Ende rund machen können. So erwartet den Leser sicherlich noch jede Menge sinnlos Dramatik um Stur und ihren … ich spreche es nicht aus, es wurde oft genug im Buch getan.

Apropos Wiederholungen. Ich dachte, wenn ich noch ein Mal „beschütze die deinen“ oder „wenn nicht falls“ lesen muss, dann schreie ich. Wenn ich jedes Mal einen Schnaps getrunken hätte, wäre ich mit dem Buch vielleicht besser zurechtgekommen…

Was mich außerdem gestört hat, war das viele Gejammer von Stur über ihre Situation. Ja, die dargestellte Welt und die Diskriminierung der Krähen ist grausam – es hätte aber nicht geschadet, wenn die Autorin 50% weniger Klischees bedient und immer wieder dieselben Dinge breit getragen hätte und statt dessen etwas mehr Fokus auf die unausgegorene Welt gelegt hätte. Weniger ist manchmal mehr! Ich hätte gern etwas mehr über die Welt erfahren, aber nein, es ging immer nur um das Krähen-Drama. Was wirklich ungerecht war, ich will das nicht kleinreden. Aber das Worldbuilding hat so viele Löcher, wie ein Schweizer Käse und das hat die Atmosphäre ziemlich kaputt gemacht.

Dann gab es noch diese komischen Namen, auch wenn das zu großen Teilen sicher der Übersetzung geschuldet ist. Sorry, aber „Oleanderjunker“ kann und will ich nicht ernst nehmen. Was ist das denn für ein willkürlicher Begriff und absolut unpassend für diese Welt, in der Stur lebt. Dann die Namen der Krähen. Ich fand Galgenstrick, Scheusal und Halodri witzig, aber die Erklärung ging mir nicht auf. Die Krähen werden nach Schimpfwörtern benannt, um sie in irgendeiner Art zu schützen oder zu eichen. Aber Galgenstrick und Scheusal? Und Stur heißt im Original Pfui – da stimmt der ganze Absatz mit der Begründung auch gar nicht.

Überhaupt gab es stellenweise so spärliche Beschreibungen, dass ich regelmäßig das Gefühl hatte, etwas nicht verstanden zu haben. Zum Beispiel auch das Muschelspiel mit den 12 Kasten, aber das würde jetzt zu weit führen… (oder diese Samen gegen die Periode und Fruchtbarkeit – nehmen andere Kasten die auch? Da könnte man ja das Entstehen von Bastarden verhindern … So oft, wie Stur das Zeug erwähnt hat, hätte man ruhig eine Erklärung einschieben können)

Am Ende ist nach dem ganzen Drama, der Aufregung und triste-Welt-Stimmung auf jeden Fall alles gut. Quasi alle sind gerettet, alle verstehen die Bedeutung der Krähen – und dann soll es noch einen zweiten Band geben. Warum – nur um die Königin zu stürzen? Ich wiederhole mich nicht noch einmal, was das künstliche in-die-Länge-Ziehen-von-Geschichten angeht, aber wozu ist der zweite Band notwendig?

Insgesamt ist es ein Debüt, was zumindest meiner Meinung nach noch ein wenig Lektoratsarbeit und einige Seiten mehr gebraucht hätte. Also vielversprechende 2 von 5 Sternen mit viel Luft nach oben.

Kommentare

lex kommentierte am 19. Dezember 2019 um 20:18

Vielversprechende 2 Sterne? Scheint mir eher wenig zu versprechen. :-)