Rezension

Eher Kurzgeschichten

Bell und Harry
von Jane Gardam

 

Bells Eltern vermieten ein altes Farmwohnhaus als Feriendomizil an eine Familie aus London. So begegnen sich Bell und Harry das erste Mal. Es wird eine Freundschaft fürs Leben. So unterschiedlich sie sind – ein Bauernjunge aus einer alteingesessenen Familie und ein Stadtkind mit intellektuellen Eltern – sie begreifen sehr schnell wie wichtig sie für einander sind.

Jane Gardams bereits 1981 erschienener Roman ist jetzt, nach ihrer späten Neuentdeckung, auch in Deutsch erschienen. Es ist eine kleine, verträumte Sommergeschichte. Eigentlich sind es eher kleine Vignetten und Geschichten, die den Rahmen um die Familien Teesdale und Batesman bilden. Alte Legenden fließen ein, die Gegend ist geschichtsträchtig. Die Erinnerung an frühere Zeiten bei den Farmern noch lebendig. Die ersten Erlebnisse der beiden Jungens sind ganz abenteuerlich in Tom Sawyer Manier geschrieben. Im Eiltempo streift Gardam die Jugendzeit und Bell ist schon verheiratet und Vater einer 11jährigen Tochter, selbst Farmer geworden und die Vertrautheit zu Harry bleibt auch nach langer Abwesenheit.

Ein wenig seltsam fand ich die Ausblicke der Geschichte, Gardam begleitet ihre Protagonisten bis ins Jahr 1999, also knapp zwanzig Jahre in die Zukunft und lässt eine veritable Energiekrise das Leben verändern. Es gibt kein Erdöl, die Autos sind verschwunden, man fährt – sofern man überhaupt eine Fahrkarte bekommt – mit dem Zug hinter einer Dampflok (!) Die Natur hat längst die Straßen überwuchert und Erntemaschinen stehen wie Dinosauriers am Rande der Felder. Auf der Farm wird wieder mit Pferd und Wagen gearbeitet und so wird es zeitlos weitergehen.

So ganz warm bin ich mit diesem schmalen Büchlein nicht geworden. Es wirkt in vielen Teilen wie für Jugendliche geschrieben. Natürlich bleibt Gardams Kunst mit Wörtern zu malen. Ihre Beschreibungen sind von zeitloser Schönheit und ihr genügen wenige Sätze um Stimmungen einzufangen, aber trotzdem blieb mir diese Geschichte zu blass.