Rezension

Ein Buch gegen Langeweile

Zeiten der Langeweile -

Zeiten der Langeweile
von Jenifer Becker

Bewertet mit 4 Sternen

In ihrem Debüt schreibt Jenifer Becker über Mila. Sie ist Anfang 30, arbeitet noch ein paar Wochen als Dozentin an der Uni und will danach von ALG1 leben. Außerdem löscht sie ihren Instagram-Kanal und Schritt für Schritt auch alle anderen online-Konnten und Abonnements. Sie verabschiedet sich von ihrem iPhone und kauft sich ein Dumbphone. Nach und nach verliert sie so den Kontakt zu einigen Menschen. Nur zu zwei Freundinnen, ihrer Oma und ihrem Bruder hat sie noch Kontakt. Da ihr Bruder Impfgegner ist, sind ihre Gesprächsthemen auch oft konfliktgeladen.

Mila kapselt sich langsam immer mehr ab. Als ihre Oma ins Krankenhaus muss, verlässt sie für eine Weile Berlin und fährt zu ihr und bleibt anschließend noch etwas bei einer Studienfreundin in Offenbach. Zurück in Berlin entwickelt sie eine Angst vor Elektrosmog und nimmt so gut wie alle Geräte vom Strom. Im letzten Teil des Buchs reist sie in ein Ferienhaus nach Norwegen. Dort ist sie komplett allein und bekommt vom Weltgeschehen nur noch aus alten Zeitungen mit, die weggeworfen wurden und deren Artikel sie nun notdürftig übersetzt.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Während sie anfangs noch soziale Kontakte pflegt, wird es mit jedem Teil weniger. Dafür wächst ihr Gefühl, dass sie das richtige tut.

Es ist ein sehr spannendes und aktuelles Thema. Jedoch auch erschreckend zu sehen, wie sehr unsere Gesellschaft mittlerweile vom Internet und Medien im Allgemeinen abhängig ist. Das Buch lies sich sehr gut lesen, das offene Ende hat mir nicht ganz so gefallen, aber es passt auf jeden Fall zur Protagonistin (die mir auch nicht immer sympathisch war).

»Es war frustrierend zu merken, dass sich seit meinem „Drop-out“ niemand mehr für mich interessierte […]« (S. 21)

»Mir wurde klar, dass ich viel zu tief drinsteckte, als dass es ein spontanes Zurück geben könnte« (S. 176)