Rezension

Ein grundsolider Thriller

AchtNacht
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 4 Sternen

Seit 2006 ist Sebastian Fitzek ein unangefochtener Thrillerautor in Deutschland. Sein Buch "AchtNacht"erschien 2017 im Knaur Verlag. Es ist der 8. 8., acht Uhr acht. Sie haben 80 Millionen Feinde. Werden Sie die AchtNacht überleben? Stellen Sie sich vor, es gibt eine Todeslotterie. Sie können den Namen eines verhassten Menschen in einen Lostopf werfen. In der „AchtNacht“, am 8. 8. jedes Jahres, wird aus allen Vorschlägen ein Name gezogen. Der Auserwählte ist eine AchtNacht lang geächtet, vogelfrei.

Wie es für Autor Sebastian Fitzek üblich ist, hat auch dieser Thriller wieder eine schrecklich anmutende Grundidee. Eine Todeslotterie, bei der es gilt, einen Mensch zu jagen und zu töten, um dann eine Siegesprämie zu gewinnen. Wer dort mitmacht ist unmenschlich, grausam und einfach nur widerwärtig schlecht, doch das sind Wesenszüge, die in der menschlichen Natur liegen und für Geld
sind Menschen zu allen Arten von Gewalttaten bereit.  

Die Grundidee: Eine morbide öffentliche Hetzjagd einer Internetgesellschaft sorgt für Gruseleffekte, bei der mit Blut und unbekannten Hetzern Angst geschürt wird. Man fragt sich beim Lesen mehrfach nach dem Einfluß sozialer Netzwerke auf menschliches Verhalten.

Wenn man sich erst einmal auf die hypothetische Geschichte eingelassen hat, kann man die rasante Handlung, die dem Zeitdruck der Gejagten geschuldet ist, nur noch verfolgen. Mit den Protagonisten Ben und Arezu rast man gemeinsam vor ihren Verfolgern davon und erlebt einige Übergriffe von Gewalt und Perversität, die mir regelrecht suspekt erschienen.

Von der Idee war ich zunächst geschockt, dann aber war ich neugierig und musste einfach lesen.  Innerhalb einer Zeitspanne soll mindestens ein Mensch getötet werden. Die Uhr und die Zeit wird knapp, das gibt einen rasanten Handlungsverlauf, dem man sich kaum entziehen kann und doch konnten mir die Figuren nicht nahe kommen, sie blieben mir fremd.

Die bei der Todeslotterie ausgewählten Kanditaten sind Ben Rührmann und Arezu Herzsprung, eine Psychologiestudentin. Sie kennen sich nicht, treffen aber durch ihr schlimmes Schicksal aufeinander und fliehen gemeinsam. Können sie ihrem Schicksal entkommen?

Auch wenn die Charaktere viel durchzumachen haben, was teilweise das Ausmaß an Schrecklichem bei weitem übersteigt, finde ich die Personen etwas zu blass. Hier wird nicht geweint oder die menschliche Nähe gesucht, hier geht es knallhart mit Gewalt und Zerstörung von Menschen zur Sache. Das muss man verarbeiten können.

Die Jäger sind vernetzt über das Internet, es spielen mehrere Gruppen nebeneinander und wollen die Gejagten zuerst finden.

Der Schreibstil ist knapp ausformuliert und mit den Vorgängen sehr bedrohlich, die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Der Leser kann dadurch dem Sachverhalt gut folgen und sich in die einzelnen Personen versetzen.

Bei diesem Thriller geht es um das Böse im Menschen, ein massenpsychologisches Gedankenexperiment über Leben und Tod. Wer würde bei so einer irren Todeslotterie mitmachen und welche Opfer würde es geben?
Mit dieser grauenhaften Vorstellung habe ich mich etwas durch das Buch gequält, fand einige Szenen unnötig in die Länge gezogen und finde den Thriller ansonsten grundsolide.
 

Für Fans von Fitzek ein Lesemuss, ansonsten sollte man die Grundidee "verkraften" können.