Rezension

Ein Highlight für mich!

Incarceron - Catherine Fisher

Incarceron
von Catherine Fisher

Bewertet mit 5 Sternen

„Die Jahre des Zorns haben ein Ende gefunden, und nun kann nichts mehr so sein wie früher.  Der Krieg hat den Mond verdunkelt und die Gezeiten zum Stillstand gebracht. Wir müssen  eine schlichtere Art zu leben finden. Wir müssen in die Vergangenheit zurückkehren; alles  und jeder muss seinen festgelegten Platz haben. Die Freiheit ist ein geringer Preis,  den wir fürs Überleben zahlen.“ Das Dekret von König Endor                                            
Zitat Kap 8, S. 107

Zum Inhalt

Die Menschen in der Zukunft leben dem Protokoll entsprechend in der Vergangenheit, nach Art der vergangenen Zeitalter, ohne Wachstum, ohne Fortschritt. Die junge Claudia Arlex soll verheiratet werden. Als ihr Vater nach 6 Monaten Abwesenheit wieder heimkehrt, ist ihr Schrecken groß: die Hochzeit wurde vorverlegt. Schon in zwei Wochen soll sie den versoffenen, gewalttätigen Thronfolger heiraten. Ihr Vater, John Arlex, besteht darauf und es ist nicht ratsam, sich seinen Wünschen entgegen zu stellen. Denn er ist der Hüter. Der Hüter über das größte Gefängnis der Menschheit: Incarceron.

Die Gefangenen leben dort allseits überwacht innerhalb gigantischer Metallwälder und endlosen Weiten: in der Lüge einer perfekten, vollkommenen Welt. Finn ist einer der Insassen und er ist anders, als die anderen. Er ist überzeugt, dass er kein „Zellgeborener“  ist, obwohl er sich aus seiner Vergangenheit an nichts mehr erinnern kann. Aber ab und zu überfallen ihn Visionen und er ist sich sicher, dass diese Träume aus seiner Erinnerung stammen, doch die Mystiker unter den Gefangenen sehen in ihm die Hoffnung, endlich aus dem riesigen Gefängnis zu entfliehen. Schon seit drei Jahren kämpft er in einer Gruppe unter dem grausamen Anführer Jormanric. Keiner traut keinem, nur auf seinen Eidbruder Keiro kann er sich verlassen. Aber es ist die Vergangenheit, die Finn quält, denn er hat so gut wie keine Erinnerung, wer oder was er war.

„Er konnte nicht sagen, dass er so lange geschluchzt hatte, bis er sich hatte übergeben müssen,  dass er sich zitternd in einer Ecke zusammen gekauert hatte, in einer Ecke seines Geistes,  in einer Ecke seiner Zelle, weil beides das Gleiche war und weil beides leer war.“ S. 64

Seine einzige Chance ist die Flucht, doch sein größter Feind ist das Gefängnis selbst – denn Incarceron lebt!

Meine Meinung

Wow, ich bin gerade noch völlig überwältigt von den Eindrücken aus dem Buch, was für eine geniale Idee! Von Anfang an hat mich die Geschichte fasziniert und die Spannung, die sich immer weiter gesteigert hat, entwickelte einen Sog, der mich nicht mehr losgelassen hat. Die Aufklärung hat mich total umgehauen und ich bin immer noch perplex, wie genial sich alles zusammen gefügt hat. Obwohl schon früh Andeutungen gemacht werden, wie alles zusammen hängen könnte, treibt gerade das die Spannung noch weiter an. Man ist sich nie ganz sicher, wie und wohin das ganze führen wird.

Ich kenne von Catherine Fisher schon die beiden Jugend-Fantasy Reihen „Schneewanderer“ und „Nebelgänger“ und ich war sehr gespannt, ob sie es auch auf einer kritischeren Ebene schafft, mich gut zu unterhalten und es ist ihr zu 100% gelungen! Eine deutliche Steigerung, die mich ungeduldig auf den zweiten Band warten lässt!

Der Schreibstil ist sehr viel ausgereifter und erwachsener und passt perfekt in diese brutale und festgelegte Kulisse. Die Zitate an den Kapitelanfängen stimmen treffend auf die kommenden Ereignisse ein und so findet man sich schnell in dieser erbarmungslosen Welt zurecht. Vom ersten Satz an ist man mitten im Geschehen und spürt die düstere Atmosphäre von Incarceron.

Die Charaktere sind genauso ungewöhnlich wie die Illusion der Welten, in denen sie leben müssen.
Finn, der Sternenseher, ist getrieben von seiner verzweifelten Suche nach seiner Vergangenheit. Keiro, sein Eidbruder, der gewissenlose Kämpfer, ist seine einzige Chance, zu überleben. Gildas, der Sapient, ein Mystiker aus alter Zeit, ist die Triebfeder für den Plan, endgültig aus Incarceron zu fliehen – und nicht zu vergessen das Mädchen Attia, die zwar unscheinbar aber dennoch von großem Einfluss ist. Außerhalb Incarcerons gibt es inmitten von Intrigen der Reichen und Mächtigen Claudia und ihren Vater, den Hüter. Obwohl vor allem Claudia die Handlungen entscheidet, nimmt ihr Vater eine für mich sehr bestimmende Rolle ein und hat mich mit seiner geheimnisvollen Unnahbarkeit total fasziniert. Sie alle sind Gefangene in einer Welt, die in der Hoffnung auf Vollkommenheit geschaffen wurde, aber um den Preis der Freiheit einem zu hohen Wert zum Opfer fällt.

Einige konstruierte Zufälle haben auch hier ihren Platz gefunden, die für mich aber der Glaubhaftigkeit keinen Abbruch getan haben. Ich war beim Lesen so in die Handlung verstrickt, dass mir das kaum aufgefallen ist.

Fazit

Die düstere Atmosphäre in einer Welt voller Lügen und Intrigen hat mich mitgerissen und in ein perfekt inszeniertes Zukunftsszenario geführt. C. Fisher schafft es mit einer unaufdringlichen Spannung, das Leben der Protagonisten auf eine unerwartete Wende zusteuern zu lassen, die in einer überraschenden, außergewöhnlichen Wahrheit ihren Abschluss findet. Absolute Leseempfehlung für alle Dystopie- und Science Fiction Fans!

Vielen Dank an den penhaligon Verlag für das Rezensionsexemplar!

© Aleshanee
blog4aleshanee.blogspot.de