Rezension

Ein Muss für Thrillerfans

Splitter - Sebastian Fitzek

Splitter
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 5 Sternen

Marc Lucas hat ein Problem, und dieses Problem ist ein im wahrsten Sinn des Wortes existentielles. Bei einem Autounfall hat er vor kurzem, seiner Erinnerung nach, durch eigenes Verschulden seine Frau und sein ungeborenes Kind verloren. Und diese Erinnerung versucht er durch das spektakuläre Experiment einer Privatklinik zu verlieren. Aber als Lucas die Klinik wieder verlässt, ohne am Experiment überhaupt teilgenommen zu haben, findet er sich in einem Albtraum wieder. An seiner Wohnung sind die Schlösser und das Türschild ausgewechselt, unter seiner Handynummer meldet sich eine fremde Person, die behauptet, er zu sein. Und dann häufen sich auch noch die Verdachtsmomente, dass seine schwangere Frau noch lebt. Aber: Was ist eigentlich Einbildung, was Erinnerung und was Wirklichkeit? Marc Lucas beginnt, sich der Situation zu stellen – und kommt einem wahrhaft außergewöhnlichen Komplott auf die Spur...

Als bekennender Fitzek-Fan war "Splitter" das einzige Buch von ihm, das ich bisher noch nicht gelesen hatte. Meine Erwartungshaltung war also entsprechend hoch, wurde dann aber sogar noch übertroffen! Nach "Der Seelenbrecher" zählt es mittlerweile zu meinem absoluten Lieblingsbuch von ihm.

Das liegt einerseits natürlich an dem tollen Erzählstil von Sebastian Fitzek, dem man sich wie immer nicht entziehen kann. Mit unglaublicher Finesse wird man in das Leben von Marc Lucas hineingezogen, verliert sich genauso wie er, weiß nicht mehr was Realität ist und fiebert dem Ende und der Auflösung des Rätsels entgegen, obwohl man eigentlich gar nicht will dass es zu Ende geht. Genau das ist das, was mich an Sebastian Fitzeks Büchern so fasziniert: Einerseits haltet man beim Lesen die Spannung kaum aus, will dass sich alles klärt, andererseits hätte ich aber ruhig noch 400 weitere Seiten mit Marc Lucas durch sein Leben irren können.
Dass Fitzek in seinen Büchern auf seine vorangegangenen Werke anspielt ist ja nichts neues, aber was er in "Splitter" vollbracht hat, war selbst mir neu, denn "Splitter" enthält eine Anspielung auf den "Augensammler". Das Buch das ziemlich genau ein Jahr NACH "Splitter" veröffentlicht wurde! Das hat mich so unglaublich fasziniert und mitgerissen, dass ich diese Textpassage noch drei weitere Male gelesen habe, denn das bedeutet, dass er beim Schreiben von "Splitter" schon ein genaues Konzept vom Augensammler im Kopf hatte. Das beweist erneut die Genialität dieses Autors und ich habe mir vorgenommen alel seine Bücher nochmal zu lesen und noch genauer auf Anspielungen zu durchforsten.
Ein weiters beliebtes Mittel, um seine Leser noch mehr in die Handlung zu ziehen, sind E-Mail -und Internetadressen oder wie in diesem Fall eine Telefonnummer, die gezielt im Buch platziert werden. Da mir schon bekannt war, dass die erwähnten Internetseiten wirklich funktionieren, habe ich die Telefonnummer angerufen und war erstaunt, dass ich die gleiche Tonbandaufnahme zu hören bekam, wie Marc Lucas. Ich möchte an dieser Stelle mein großes Lob an Herrn Fitzek und auch an den Verlag Droemer Knaur aussprechen, denn solch geniale "Easter Eggs" habe ich bei Büchern - vor allem im deutschsprachigen Raum - noch nie erlebt. Hut ab!

Der Charakter Marc Lucas war sehr sympathisch und ich hatte Mitleid mit ihm, als ihm plötzlich quasi sein ganzen Leben geraubt wurde. Seine Verzweiflung und Hilflosigkeit wurden sehr überzeugend dargestellt und diese Gefühle haben sich beim Lesen sogar auf mich übertragen.