Rezension

Eine gelungene Fortsetzung

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street
von Ben Aaronovitch

Vorab: Der Inhaltsteaser bleibt etwas vage, weil ich die Handlung der vorherigen Bücher nicht spoilern möchte.

Inhalt: Peter Grant, der Magier-Polizist, hat alle Hände voll zu tun. In seinem neuen Job als Sicherheitsmann bei der Serious Cybernetics Corporation muss er einen Maulwurf ausfindig machen, der sich die neuste, an Magie grenzende Wundertechnologie des Unternehmens aneignen möchte. Privat erwartet er mit seiner Freundin Zwillinge, was mit Unwägbarkeiten einhergeht.

Persönliche Meinung: „Ein weißer Schwan in Tabernacle Street“ ist der 8. Band der „Flüsse von London“-Reihe um den Polizisten und Zauberlehrling Peter Grant (Comic- und Novellen-Spin Offs nicht eingerechnet). Bei „Die Flüsse von London“ handelt es sich um eine Urban Fantasy-Reihe, die in London spielt. Im ersten Band der Reihe wird der Polizist Peter Grant vom „Folly“ angeheuert, das sich um Verbrechen kümmert, in denen Magie eine Rolle gespielt hat bzw. die von magischen Wesen begangen worden sind. Eine Besonderheit der Reihe ist, dass die Londoner Flüsse Gött*innen/Schutzgeister besitzen, die als handelnde Figuren auftreten und teilweise gar nicht so anders als die sterblichen Menschen sind. Dementsprechend ist die Reihe eine Mischung aus Fantasy und Krimi, die sich auch wieder in „Ein weißer Schwan in Tabernacle Street“ findet. Der aktuelle Band ist – anders als die vorherigen Bände – ein eher abgeschlossener Fall; die Hauptantagonisten, die von Band 1 bis 7 eine Rolle gespielt haben, treten hier nicht auf. In gewisser Weise handelt es sich somit um einen kleinen Neubeginn innerhalb der Reihe. Dennoch sollte man die Bände chronologisch gelesen haben, da über die Zeit und Bände hinweg viele Figuren aufgetreten sind, die ein komplexes Beziehungsgeflecht besitzen, das ohne Vorkenntnisse schwer zu überblicken ist. Wie schon die vorherigen Bände ist auch der achte Band aus der Ich-Perspektive von Peter Grant verfasst. Dabei ist die Erzählweise gekennzeichnet durch einen typisch britischen Humor (trocken bis schwarz) und unzählige popkulturelle Referenzen. Zu Beginn wird auf zwei Zeitebenen erzählt; dies legt sich allerdings nach dem ersten Teil, sodass die Handlung linearer wird. Thematisch ist der Fall im IT-Bereich bzw. der Technikgeschichte (Computer) angesiedelt, sodass eine neue technische Seite der Magie eingeführt wird. Auch auf eine andere Art vergrößert der Roman das „Die Flüsse von London“-Universum: Es treten us-amerikanische Magier auf, die „Librarians“, die ein anderes Berufsethos und Verhältnis zu ihren Flüssen besitzen als ihre englischen Pendants (hierbei bin ich gespannt, inwiefern dies in Folgebänden noch weiter ausgebreitet wird). Die auftretenden Figuren sind gewohnt skurril und fallen tlw. aus dem Rahmen. Die Auflösung des Falls ist überraschend und mit der ein oder anderen Wendung verbunden, mit der man nicht rechnet. Aus der Retrospektive erscheint der Fall dadurch vertrackter, als zunächst vermutet. Dies hängt vor allem mit dem originellen Antagonisten zusammen, der eher im Hintergrund agiert und der eine besondere Form besitzt (das ist jetzt etwas vage beschrieben, aber mehr kann ich ohne zu spoilern nicht sagen :D). Insgesamt ist „Ein weißer Schwan in Tabernacle Street“ eine gelungene Fortsetzung, die handlungstechnisch überzeugt und mit britischem Humor glänzt. Neulinge im „Die Flüsse von London“-Universum sollten aber zuerst zu Band 1 greifen.