Rezension

Zauberlehrling Peter Grant agiert im achten Band 'under cover'...

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street
von Ben Aaronovitch

Bewertet mit 4 Sternen

"Dass meine Lehrlinge beide die Tendenz zeigen, Dinge in die Luft gehen zu lassen", hatte Nightingale nach diesem Zwischenfall gesagt, "wird mir zum Anlass dienen, meine Lehrmethoden gründlich zu überdenken." (...als Meister hat man es schwer...)

Inhalt:
Peter Grant heuert als Sicherheitsbeamter bei der Serious Cybernetics Corporation an; einer jungen, aufstrebenden Techno-Firma. Dort soll er unter den Fittichen des Sicherheits-Chefs Tyrel Johnson einen Schnüffler dingfest machen. Allerdings ist der Police Detective undercover aktiv; er will herausfinden, ob die Firma samt seines egozentrischen Besitzers Terrence Skinner tatsächlich eine Differenzmaschine von dem Erfinder Charles Babbage im Einsatz hat. Denn eine gestohlene Lochkarte mit reichlich magischen Spuren weisen den Weg zu der High-Tech-Unternehmen. Und scheinbar gibt es in der streng geheimen obersten Etage auch etwas verschwiegenes - Gerüchte reden von einer künstlich erschaffenen Intelligenz. Wurde diese gar magisch erschaffen? Da auch amerikanische Zauberer auf den Plan treten, scheint etwas ganz Großes hinter der Sache stecken. Wie gefährlich diese ist, ahnt am aller wenigsten Peter, der seinen Kopf verständlicherweise viel zu oft bei seiner schwangeren Freundin Beverly hat - bringt das ihn noch mehr in Gefahr? Da wird auf Skinner ein Anschlag verübt und die Situation ändert sich schlagartig, denn die Gegenseite ist völlig unbekannt...

Meinung:
Einen neuen Vertrag über vier neue Romane hat der britische Autor Ben Aaronovitch mit seinem Haus-Verlag Orion abgeschlossen. Natürlich bedingt durch den Erfolg der bisher erschienenen Romane um den Zauberlehrling und Police Detective Peter Grant. Somit gibt es auch in Deutschland Lese- Nachschub, sind die Romane hierzulande nämlich ebenso erfolgreich, dass Aaronovitch zum Dank ja die Kurznovelle 'Der Oktobermann' in Trier und Umgebung ansiedelte. Nun ist mit 'Ein weißer Schwan in Tabernacle Street' der achte Roman der regulären Reihe erschienen - der erste dieses erwähnten Vertrags. Und der Autor scheint zu den Wurzeln zurückgefunden zu haben. Peter ermittelt gegen einen undurchschaubaren Gegner, welcher sich wohl eine Differenzmaschine zu nutzen macht. Nach einer leicht verwirrenden Zeitsprung-Phase geht dieser Roman aber in die Vollen - auf die aaronovitche Art. Anders ausgedrückt: Peter wählt seinen eigenen Weg zur Klärung der Problematik; mit all seinen sarkastischen wie ironischen Gedanken und Sprüchen. Auch die Magie kommt nicht zu knapp; wobei man anfangs gedanklich auch in Richtung Sci-Fi tendiert; immerhin geht es auch um eine künstliche Intelligenz. Leser der Serie werden hier bestens unterhalten und es ist auch ein Buch, welches ich eher diesen Fans empfehlen würde - für Quereinsteiger sind hier nun doch schon einige Dinge, welche nicht automatisch logisch erscheinen. Ebenso die Personen - besonders die ganze Horde Flussgöttinnen, auf die der ahnungslose Leser trifft, sind nicht so im 'vorbeilesen' zu verstehen. Der Roman bietet so etliches aus dem Peter-Grant-Universum auf, gefüllt mit hinreichend recherchierten Material über eben jene Differenzmaschine. Nebenbei wird diese Welt von dem Schriftsteller noch erweitert - in Amerika schlummern noch viele Geheimnisse, wie mir scheint. Einige davon bleiben als Fragen auch am Ende des Romans offen; da allerdings zumindest noch drei Romane folgen werden, wird sich der Autor wohl noch diesen Dingen annehmen. Es hat erneut Spaß gemacht, sich in der literarischen Welt von Mr. Aaronovitch aufzuhalten. Kritik gibt es allerdings an dem deutschen Verlag dtv: das neue Format wird besonders Sammler vor dem Kopf stoßen und der dadurch gestiegene Preis womöglich noch weitere Leser. Und leider wurde der Titel 'Ein weißer Schwan in Tabernacle Street' ziemlich unglücklich - oder sagen wir mal: mehr meta-symbolisch - ausgewählt. Ein solch gefiedertes Tier kommt in dem über 400 Seiten langen Werk nämlich nicht vor. Aber solch ein Dilemma gab es früher bei übersetzten Romanen schon öfters - die Qualität des vorliegenden Werkes lässt darüber gerne hinwegsehen...

Fazit:
Ein weiterer gelungener Mystery-Roman in der Peter-Grant Serie; samt gewohntem Sarkasmus und einer Menge Magie...

8,0 Sterne