Rezension

Eine geniale Idee, die vom ersten Augenblick an überzeugt

Partials 01. Aufbruch - Dan Wells

Partials - Aufbruch
von Dan Wells

Mit "Partials" hat der Autor der Menschheit eine düstere Zukunft verpasst, die mich in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen hat. Der Autor hat sich von einem zu jugendlichen Schreibstil distanziert, was das Buch auch für Erwachsene interessant machen könnte, aber auch den Lesefluss dadurch etwas verlangsamt. Trotzdem zieht sich ein klarer roter Faden, der die sture, strebsame aber auch nachdenkliche Protagonistin, durch das Buch und die vielen überschlagenden Ereignisse. Als Stütze zu der Geschichte dienen die wirklich aussagekräftige und zum Teil wirklich gelungen Weltbeschreibungen. Ein weiterer, aber sehr außergewöhnlicher Pluspunkt ist die hier fehlende Liebesgeschichte, die dem Buch einen gewissen Reiz verleit. Und obwohl der Autor einen tiefen Einblick in die Welt der überaus interessanten Partials verwehrt, ist man doch zufrieden, da man den Auftakt eine Trilogie vor sich liegen hat und bald auf einen tieferen Einblick hoffen kann. Mit ein wenig mehr Recherchearbeit kann der Autor damit in den Folgeteilen die letzten Fehler beheben und damit eine tolle Geschichte erschaffen, die den Leser, trotz einer etwas längeren Lesedauer als gewöhnlich fesselt. Somit sollte jeder Dystopie-Fan auch hier zugreifen, wenn er mit wissenschaftlichen Beschreibungen und einer vielseitig authentischen Protagonistin anfangen kann und sich nicht von dem nicht überaus jugendlichen Schreibstil irritieren lässt. Es ist auf jeden Fall ein Must-Have in jedem Dystopie oder Sci-Fi Regal.

Gleich am Anfang des Buches war mir schon klar, dass das genau der richtige Schreibstil für mich ist. Denn man findet hier nicht den gewöhnlichen allzu Jugendlichen Schreibstil vor, sondern man bekommt sehr viel mehr. Neben ausführlichen Beschreibungen hat der Autor auch einen gewissen Teil an wissenschaftlichen Beschreibungen mit aufgenommen, was mir von vornherein zugesagt hat. Außerdem empfand ich diese Beschreibungen an keiner Stelle wie eine Betriebsanleitung, sie waren eher eine gute Ergänzung im Gesamtgeschehen. Aber gerade deshalb kann man den Schreibstil des Autoren nicht als locker und flockig bezeichnen, wie in vielen anderen Jugendbüchern, es wird einem eher etwas zum nachdenken und "rumbeißen" vorgelegt.
So ging es mir auch mit der Protagonistin. Zunächst fiel es mir nämlich schwer sie einzuschätzen, da ich Beschreibungen wie "eine kleine Explosion" oder "Fackel" las und sie so als sehr stürmisch dargestellt wurde. Und vielleicht war sie das nach außen hin auch, aber der Leser, der in ihr inneres blickt, wird schnell merken, dass sie eben auch ein verletzliches und nachdenkliches Mädchen, das aber oft Führungsstärke beweist, sein kann. Dies gesteht sie sich auch zu und sie weiß auch, dass sie mit 16 einfach zu jung ist um große Entscheidungen zu treffen.
Dafür ist sie für ihr Alter aber sehr stur und verfolgt ihre Ziele unerbittlich. Ich war ziemlich erstaunt, dass sie für ihre Sache so kämpft und auch vor Erwachsenen nicht zurückschreckt, was sie doch wieder näher an ihre Beschreibungen im Buch bringt.
Dazu gab es einige Charaktere, die sich ihr in den Weg stellten und damit interessant wurden, weil sie so eine größere Rolle zugesprochen bekommen haben. Aber auch Samm der Partials war überaus interessant, da man nie genau wusste, was er wirklich denkt. Die meiste Zeit im Buch war er sehr verschlossen und gab keinen Mucks von sich und trotzdem konnte ich es nicht lassen ihn zu bestaunen. Als Kira ihm dann näher kam wurde es erst richtig interessant, den er war sichtlich hin und her gerissen zwischen der vertrauenswürdigen Kira und seinem eigenen Volk, weshalb sich das Interesse für seine Entscheidungen bis zum Schluss nicht legte.
Dagegen erschienen die Freunde und Verbündete von Kira eher blass und unwichtig, auch wenn sie noch so eine große Rolle hatten.
Was mich zunächst am meisten erstaunt hat, war die Weltauffassung, denn es existierte nicht nur ein "Zukunftsgesetz", dass Frauen vorschrieb so oft wie möglich schwanger zu werden, sondern es wird nicht in arm und reich gespalten, sondern in Menschen, die sich an die Zeit vor der Seuche erinnern und Menschen, die es nicht tun. Sehr oft wurde der Begriff "Seuchenbaby" in den Raum geworfen, um die Meinung dieser Menschen als weniger Aussagekräftig einzustufen.
Es war aber dennoch interessant, diese Welt kennen zu lernen, da sie einerseits z.B. medizinisch sehr hoch entwickelt ist, aber andererseits im Gegensatz zu der jetzigen Gesellschaft unterentwickelt zu sein scheint, da sie denken wenn es mehr Kinder gibt, wird eins davon, nach dem Wahrscheinlichkeitsgesetz, eher überleben können, was natürlich nicht der Fall ist.
Und hier findet sich das einzige Manko in dem Buch, denn der Autor verstrickt die Geschichte sehr eng mit der Medizin, was ihn in ein paar gemeine Fallen treten lässt, über die ich aber gut hinwegsehen konnte, da ich selber kein großes Wissen über Medizin und ähnliches habe, aber ich hoffe trotzdem, dass der Autor nächstes Mal gründlicher recherchiert.
Leider bekommt man in die Welt der Partials nur einen sehr kurzen Einblick und ich hoffe sehr, dass sich das im nächsten Teil ändert, da sie so geheimnisvoll und damit viel interessanter als die Menschen, die ich ja schon kenne, klingen.
Vielleicht ist deshalb das Ende auch ein gemeiner Cliffhanger, der einen dazu bringt dran zu bleiben und auf eine baldige Fortsetzung zu hoffen, die noch einiges mehr bietet.