Rezension

Wenn die einzige Rettung für die Menschheit nicht menschlich ist - tolles Szenario, packender Plot und eine starke Heldin!

Partials 01. Aufbruch - Dan Wells

Partials - Aufbruch
von Dan Wells

Inhalt

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Nach dem verheerenden Krieg gegen die Partials - menschlich aussehende Lebewesen, die aber genetisch gezüchtet wurden - befindet sich die Menschheit kurz vor dem Aussterben. Der RM-Virus hatte den Krieg entschieden, nur wenige Menschen waren immun und konnten sich im Norden Amerikas in Long Island zurückziehen.
Allerdings hat der Virus auch für die immunen Menschen einen tödlichen Nebeneffekt: seit dem Krieg hat kein Neugeborenes länger als wenige Tage gelebt. Die Ursache ist klar, doch von einer Heilung sind die Menschen noch weit entfernt.

Kira war fünf Jahre alt, als bei dem Krieg nahe zu alle Menschen durch den RM-Virus ausgelöscht wurden. Sie hat nur wenige Erinnerungen und hat es sich zum Ziel gesetzt eine medizinische Laufbahn anzustreben um ein Heilmittel zu finden. Bald stellt sie aber fest, dass nicht mehr getan wird als immer nur die toten Babys zu dokumentieren und auf das nächste zu hoffen. Als ihre Freundin schwanger wird, stellt sie sich gegen das System um ein Heilmittel zu finden.

Mein Eindruck

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Dan Wells liefert mit "Partials" einen umfassenden Weltentwurf. Das Geschehen spielt zwar in etwa ein Jahrzehnt nach dem Krieg, liefert aber auch einige Hintergrundinfos und Details zur Vergangenheit. Die Menschheit hat sich neu aufgebaut und wird von den Partials anscheinend toleriert. Anscheinend, weil sie seit dem Krieg keiner zu Gesicht bekommen hat. Das ist auch besser so, denn die Übelebenden sind mit ganz anderen Problemen beschäftigt. Zum einen mit "The Voice", der Widerstandsgruppe und zum anderen mit den sterbenden Säuglingen.

Um der Heilung näher zu kommen, wurde der "Hope Act" ins Leben gerufen. Man versucht durch eine hohe Anzahl von Geburten ein immunes Baby zu bekommen. Deshalb wurde gesetzlich ein Alter festgelegt, ab dem die Frauen so bald wie möglich schwanger werden müssen. Die Altersgrenze wird von Jahr zu Jahr heruntergesetzt, denn der momentan jüngste Mensch ist bereits 14 Jahre alt.
Der Autor zeigt eindrucksvoll auf, wie die Überlebenden gespalten sind. Es gibt die einen, die sich dem System beugen und ein Kind nach dem anderen gebären immer in der Hoffnung auf die Rettung. Und die anderen, die zweifeln, die den "Hope Act" als viel zu große Einschränkung und Bürde der Mütter sehen. Der Leser selbst gewinnt mehr und mehr Eindrücke, davon wie das System funktioniert und wo die Schwachstellen und Stärken liegen.

Kira ist ein starker Charakter: neugierig, wissbegierig und zielstrebig. Sie sagt ihre Meinung und verfolgt ihre Ideale ohne Rücksicht auf Verluste. Beeindruckend fand ich den Verlauf der Handlung und wie die Charaktere auf der Suche nach Heilung, auch feststellen, was heißt es nun menschlich zu sein? Die Partials sind eine sehr interessante Spezies, mit eigenen Gefühlen und Zielen. Abgehärtet durch die frühere Behandlung der Menschen und wie man später erfährt, durchaus geplagt mit eigenen Problemen.

Dan Wells gibt so viele Impulse und Eindrücke, es fällt mir sehr schwer alles in einer Rezension zu strukturieren. Ich finde die Mischung aus Informationen und Handlung ist gut ausgewogen, wenn es auch einige biologische Details gibt. Man muss sich darauf einstellen viel über den Virus und Kiras Forschungsarbeiten zu erfahren. Ich fand es unheimlich interessant, für den ein oder anderen könnte es zu viel des guten sein. Zu kritisieren habe ich die Austauschbarkeit der Nebencharaktere. Es gibt viele Helfer und Freunde, aber oft vergisst man einfach wer, wer war und welche Bedeutung genau dahintersteckt. Zur Mitte des Buches hing der Plot für mich etwas durch, doch danach war ich wieder bis zum Ende gefesselt. Es ist stellenweise abgeschlossen, stellenweise offen und lässt einen befriedigt auf die Fortsetzung warten.

Fazit

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Ich bin beeindruckt, von der Welt die Dan Wells geschaffen hat. Er hat glaubhaft aufgezeigt wozu Menschen am Rande des Aussterbens fähig sind und dass "Menschlichkeit" ein sehr dehnbarer Begriff ist. Der Leser wird von Beginn an mit einem gut strukturierten und actiongeladenen Plot gefesselt, gespickt mit vielen Hintergrundinfos und auch biologischen Details. Zwischendurch hat die fesselnde Erzählung etwas nachgelassen, die zahlreichen Nebencharaktere führen zu Verwechslungsgefahr, doch sonst gibt es nicht viel an "Partials" zu bemängeln. Ein empfehlenswerter Auftakt!

4,2 von 5!