Rezension

Eine Insel die es in sich hat ...

Das Nebelhaus - Eric Berg

Das Nebelhaus
von Eric Berg

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist Jahre her das sich Leonie, Yasmin, Timo und Philipp gesehen haben. Aber Facebook macht es möglich und Timo findet Leonie und Philipp dort wieder. Er schreibt sie an und Philipp lädt alle für ein verlängertes Wochenende in sein Haus nach Hiddensee ein. Yasmin fehlt aber noch in der Runde und Timo sucht die alten Plätze ab, fragt ein bisschen rum und da ist sie. Kaum verändert und die Einzige, die sich immer noch als Umweltaktivistin betätigt. Jeder von ihnen ist verwundert, wieso sie damals soviel Zeit zusammen verbracht haben, denn keiner hat Kontakt gehalten oder diesen gesucht. Deswegen sind alle doch recht neugierig was im Leben des anderen passiert ist und jeder hat auch seine noch geheimeren Gründe sich auf dieses Wochenende einzulassen. Das zusammentreffen macht doch schnell klar das man sich nicht ganz grün ist und schnell merkt man, da braut sich was zusammen. Dann hat auch noch Leonie eine Pistole mit dabei, die verschwindet und nicht wieder auftaucht. Die Ehe von Philipp und seiner Frau Vev sieht auch nicht gut aus und Timo gefällt Vev. Yasmin ist von allen die Alte geblieben und gönnt sich ganz gern auch mal einen Joint und geht mit den Sohn der Haushälterin spazieren. Die Haushälterin und ihr Mann sind auch nicht gerade sympathisch. Und dann passiert der eine Abend, wo alles zusammen kommt, drei Menschen sterben, eine ins Koma fällt und diese bis heute nicht aufgewacht ist. Was ist passiert? In den Nachricht ist der Fall nur als „Blutnacht“ von Hiddensee bekannt und genau zwei Jahre später soll die Journalistin Doro Kagel den Fall noch einmal neu aufrollen und ein Bericht darüber schreiben. Was wird Doro raus bekommen? Ist alles wirklich so gelaufen wie die Polizei vermutet?  Und vor allen warum ist es zu diesen Amoklauf gekommen?
Vorab muss ich direkt gestehen, ich bin ein bisschen vorbelastet was dieses Buch angeht. Denn wenn man den Autor persönlich trifft und er einen mit  Begeisterung und strahlenden Augen von seinem Buch erzählt, wird man einfach neugierig. Als ich also das Buch in den Händen hielt war ich ein bisschen skeptisch, nach dem Gespräch einfach nur neugierig und jetzt begeistert. Solche Kriminalromane mag ich gern und hier ist genau mein Geschmack getroffen worden. Es geht nämlich nicht allein um die Tat, sondern um das, wie kam es dazu. Was bewegt einen Menschen zu solch einer Tat und was für Umstände könnten dazu führen. Hier stellte sich auch noch von Anfang an die Frage, war auch wirklich der Täter, der Täter?
Die Geschichte ist so aufgebaut, dass wir erstmal lesen was Doro, die Journalistin, als Unterlagen vorliegt, wie sie an den Fall ran gehen will und was sie dann unternimmt. Danach folgt dann immer ein Stück der wirklichen Vorkommnisse und dadurch bleibt die Geschichte so interessant und spannend. Allerdings lässt uns der Autor von Anfang an in unklaren wer die Opfer waren und wer überlebt hat. Das ist zum einen gut für die Geschichte, denn so pirschen wir uns von hinten an und erleben alles ganz genau mit. Aber ich muss sagen für Doro ein klein bisschen unglaubwürdig, denn so ermittelt sie immer nur in eine Richtung und das kann ich doch nicht so richtig glauben. Überhaupt war Doro für mich am wenigsten greifbar und ich hatte am Anfang kleine Probleme mit ihr. Sie mir bildlich vorzustellen, oder sie für mich einzuordnen, das liess aber im laufe der Geschichte nach. Und so flogen die Seiten für mich dahin und die Geschichte nahm immer interessantere Formen an. Überhaupt war dieser Inselkrimi mal was ganz anderes und mir gefiel unheimlich gut, das nicht soviel Lokalbewohner mitspielten. Aber trotzdem kam das Flair der Insel gut rüber, die salzige Luft, das Schilf, was sich im Wind bewegt und das Wasser, was in der Sonne glitzert. Allerdings hätte mir die Gesichte der vier „Freunde“ gereicht und die zusätzlichen Geheimnisse des Haushälterpaares hätten jetzt nicht unbedingt sein müssen, auch wenn sie sehr interessant waren.
Für mich mal ein rundum zufrieden machender Krimi, ohne viel Blut und unnötigen Geschnörkel. Mit einer interessanten Geschichte, anderen Aspekten, glaubwürdiger Umsetzung und Hammer Ende. Für mich das Beste allerdings, die Worte von Herrn Berg am Schluss des Treffens: „Ich arbeite schon am nächsten Inselkrimi.“ Und ich freu mich drauf.