Rezension

Eine Reise voller Überraschungen

Reise mit zwei Unbekannten -

Reise mit zwei Unbekannten
von Zoe Brisby

Bewertet mit 3 Sternen

Maxine und Alex könnten unterschiedlicher nicht sein: Sie ist eine junggebliebene 95-Jährige, die das Leben bereits in vollen Zügen genossen hat und ihm nun ein Ende zu setzen, bevor es mit ihrer Gesundheit bergab geht. Er ist Mitte 20, leidet an Depressionen und erhofft sich nicht mehr viel von seinem Leben. Ein Zufall will es, dass die beiden sich über eine Mitfahrer-Agentur finden und gemeinsam in Alex' Twingo den Weg nach Brüssel antreten, und nach anfänglichen Vorurteilen und Missverständnissen beginnt sich eine wahre Freundschaft zwischen ihnen zu entwickeln. Unpraktisch nur, dass Maxine zuvor niemanden offiziell von ihren Absichten in Kenntnis gesetzt hat und es nun für alle anderen so aussieht, als sei sie von Alex aus dem Altenheim entführt worden...

Der Einstieg ins Buch ist sehr humorvoll - denn weil sie jeweils mit jemand vollkommen anderem rechnen, verpassen sich die beiden Protagonisten ersteinmal fast. Nach anfänglichem Zögern - aufgrund seines übermüdet und etwas heruntergekommen wirkenden Erscheinungsbildes hält sie Alex nun icht mehr für eine junge Frau, sondern einen Drogensüchtigen - beschließt Maxine dennoch, in den Twingo einzusteigen und die Fahrtzeit darauf zu verwenden, Alex wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Es dauert eine Weile, bis sie einsieht, dass sie mit ihrer Vermutung nicht ganz richtig, aber auch nicht vollkommen falsch liegt - Alex braucht durchaus ein wenig Hilfe, um sein Leben wieder in die richtige Spur zu lenken.

Der lockere, humorvolle Schreibstil wird das ganze Buch hindurch aufrechterhalten und immer wieder von ernsteren, leider aber meist etwas zu pathetisch und dadurch irgendwie zitiert wirkenden Weisheiten und Ratschlägen Maxines untermalt. Diesen teilweise konstruiert wirkenden Passagen mit durchaus tiefgründigem Kern stehen einige sehr überspitzt dargstellte Momente und Szenen gegenüber, die durch ihre Komik schon wieder unglaubwürdig erscheinen; allein das undurchdachte Vorgehen der Polizei, die über einen Tag lang vollkommen erfolglos versucht, die Spur der vermeintlich als Geisel genommenen älteren Dame aufzunehmen, und die all ihre Fortschritte sofort in Rundfunk und Fernsehen kundtut, kann nur als dilettantisch bezeichnet werden. Die Ermittlungsarbeiten als solche stehen zwar nicht im Fokus des Romans, tragen aber doch wesentlich dazu bei, dass das ganze in ihm geschilderte Ereignis Einiges an Überzeugungskraft verliert und dem Roman einen überspannt und wenig glaubhaft wirkenden Charakter verleiht. Stattdessen wird mehr auf Situatinskomik gesetzt, was ja auch vollkommen in Ordnung ist, mich in diesem Fall aber nicht ganz zufriedengestellt hat. Ich hätte mir neben der Komik noch einen tiefergehenden Blick auf die "dunkle" Seite und Alex' Depressionen gewünscht.

Insgesamt ein kurzweiliger Roman, der zweifellos unterhalten kann, dem es aber für meinen Geschmack eine Spur zu sehr an Ernstahftigkeit mangelt.