Rezension

EIne schön schaurige Mischung

So finster, so kalt - Diana Menschig

So finster, so kalt
von Diana Menschig

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem Merles Oma Mago verstorben ist, fährt Merle in deren kleines Häuschen im Schwarzwald, um sich um alles zu kümmern und Abschied zu nehmen. Dort angekommen findet sie sehr alte Dokumente, die ihre Großmutter unbedingt der Familie vermachen wollte, aus dem 16. Jahrhundert. Darin geht es um die Erlebnisse des jungen Johannes, der mit seiner Ziehschwester Greta in den Wald gerät und von da an merkwürdige Dinge erlebt. Merle vermutet, dass es sich nur um eine frühe Version von Hänsel und Gretel handelt, doch schon bald hat sie merkwürdige Träume. Und plötzlich verschwinden auch noch mehrere Kinder in der Nähe ihres kleinen Häuschens..  
Ich bin ja wirklich Fan von Märchen aller Art und daher musste ich das Buch einfach unbedingt lesen. Ich finde es auch immer toll, wenn Märchenelemente in realistischen Büchern auftauchen und ihnen somit einen kleinen Fantasyteil verleihen und genau das war auch hier der Fall. Positiv fand ich, dass hier nicht die nette Prinzessinnen-Märchenseite, sondern die dunkel-finstere gezeigt wurde, schön schaurig und ein bisschen gruselig.
 
Merle ist eine bodenständige Frau, die sehr viel arbeitet und zunächst kein bisschen an Märchen glaubt, bis ihre Träume anfangen. Auch der Rest der Protagonisten scheint kein bisschen an Übernatürliches zu glauben. Oma Mago wird zwar von allen als Hexe im kleinen Hexenhäuschen bezeichnet, aber nicht, weil wirklich jemand daran glaubt, sondern eher, weil sie die Märchentante für die kleinen Kinder war. Auch als Leser weiß man zu Beginn noch nicht, was hier nun wirklich übernatürlich ist und was nicht. Das hat mir richtig gut gefallen, denn man hat ständig gerätselt, was nun Realität und was Einbildung ist und das tat der Spannung sehr gut. Träumt Merle wirklich Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind oder verarbeitet sie nur gelesene Texte? Ist Greta, die Schwester von Johannes, ein unheimliches Wesen wie die Mutter behauptet oder nur ein verängstigtes kleines Mädchen? Wer ist die alte Frau, die allein im Wald wohnt? Und wer ist dieser Jakob Wolff, den Merle wegen ein paar Recherchen kontaktiert hatte und der plötzlich ganz zufällig vor ihrer Tür steht?  Ständig stellt man sich solche Fragen und obwohl man schon die ein oder andere Vermutung hat passiert dennoch viel Neues und man kann das Buch nicht aus der Hand legen. Inhaltlich auf jeden Fall top!
Ein bisschen gestört hat mich, dass ich mit Merle nicht so hundertprozentig warm wurde. Am Anfang fand ich sie richtig klasse, denn sie ist mal keine dieser typischen Jugendheldinnen, sondern Mitte Vierzig und steht mitten im Leben. Das hat sie sehr überzeugend gemacht und ich fand sie wirklich mal erfrischend. Doch mit der Zeit hat sie sich ab und an, gerade als sie eine neue Beziehung eingegangen ist, wie ein echter Teenager verhalten und das wollte irgendwie so gar nicht zu ihr passen und war für mich nicht ganz stimmig mit ihrem bisherigen Erscheinungsbild. Dafür haben mir aber die anderen Protagonisten umso mehr gefallen, besonders die süße Oma Mago, die in ihrem kleinen Häuschen Lebkuchenmänner backt und den Kindern Märchen erzählt. 
Insgesamt kann ich das Buch daher immer noch als wirklich gut bewerten, ganz besonders für Märchenfans wie mich. Der Fantasyanteil ist jetzt nicht so mega groß, aber auch nicht winzig klein und so denke ich ist für jeden was dabei. Besonders schön war die Spannung, die sich dadurch ergeben hat, dass man nicht genau wusste was echt ist und was nicht und das hat das Buch zu einem spannenden Leseerlebnis gemacht.