Rezension

Passt perfekt in die kommende dunkle Jahreszeit

So finster, so kalt - Diana Menschig

So finster, so kalt
von Diana Menschig

Bewertet mit 4 Sternen

Merle Hänssler ist erfolgreiche Rechtsanwältin in Hamburg, die mit ihrem Leben jedoch seit geraumer Zeit nicht mehr zufrieden ist. Als sie die Nachricht vom Tod ihrer geliebten Großmutter Mago bekommen, reist sie in das Dorf ihrer Kindheit zurück, um alle Angelegenheiten zu klären. Dort findet sie geheimnisvolle historische Dokumente, die von einem Hans und seiner Schwester Greta handeln und grausigen Dingen, die ehemals in dem Haus ihrer Großmutter passiert sind. Während Merle nun in den Dokumenten zu versinken beginnt, geschehen grausame Dinge im Dorf und Kinder verschwinden. Merle muss sich einem sehr alten Problem stellen, dass ihre Familie schon seit Jahrhunderten begleitet. Nur sie kann die Kinder des Dorfes retten und das Unheil verdrängen.

In der nun kommenden kalten Jahreszeit lese ich sehr gerne düstere, märchenhafte Geschichten und dieses Buch passt da definitiv. Diana Menschig schafft es mit einem sehr einnehmenden Schreibstil eine tolle, gruselige Atmosphäre zu erschaffen, die den Leser packt und erst auf der letzten Seite wieder loslässt. Das Buch saugt einen förmlich in eine unheimliche Welt im Schwarzwald, wo jeder Schatten gefährlich sein könnte und wo man immer Lebkuchen im Haus haben sollte.

Das Buch beginnt in Hamburg, wo Merle zwar sehr erfolgreich, aber am Rande ihrer Belastungsgrenze arbeitet und in einer sehr unglücklichen Beziehung hängen geblieben ist. Der Tod ihrer Großmutter trifft sie sehr, zumal das letzte Zusammentreffen schon eine Zeit her ist. Kurzerhand nimmt sie sich Urlaub und reist in den Schwarzwald, um dort die Angelegenheiten zu klären und noch einmal das verwunschene Haus im Wald zu besuchen, in welchem sie aufgewachsen ist.

Bereits zu Beginn verwebt Menschig hier die ersten unheimlichen Dinge und lässt den Leser doch rätselnd zurück, worum es hier nun wirklich geht. Kinder verschwinden spurlos, eine unheimliche Macht scheint um das Haus der Großmutter zu walten und gleichzeitig gibt es da noch die verstörenden historischen Dokumente von Hans, dem Namensgeber der Familie Hänssler.
Merle holt sich Hilfe bei dem Märchenexperten Jakob und taucht so immer tiefer in dunkle Bereiche ihrer Familiengeschichte ab, die auch heute noch Auswirkungen zeigen.

Das Buch ist spannend geschrieben, gerade die Einschübe der Erlebnisse von Hans, die ebenfalls nachzulesen sind, fand ich sehr unterhaltsam. Immer mehr verweben sich Vergangenheit und Gegenwart und man wird als Leser in diese Schlinge hineingezogen, die sich immer weiter zuzieht.

Es gibt jedoch auch kleinere Aspekte an dieser Geschichte, die mir nicht so gefallen haben.
Es gibt eine Liebesgeschichte, die doch nach meinem Geschmack hart an der Grenze zum Schnulzigen stattfindet. Das ist zwar in diesem Maße noch tolerierbar, aber von mir definitiv nicht erhofft.
Zudem gibt es einen Charakter, der recht sprunghaft in seinem Wesen beschrieben wird. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass Diana Menschig diesen Charakter bewusst dazu eingesetzt hat um die Leser zu verwirren, auf welcher Seite besagter Charakter nun eben stehen würde und was dies für Merle bedeutet. Das erschien mir zu sehr gewollt und war nicht harmonisch. Alle anderen Charaktere empfand ich hingegen sehr gut geschildert, reell und plastisch beschrieben.

Für mich ist “So finster, so kalt” eine wundervolle, leicht gruselige Märchenadaption mit leichten Schwächen, die hervorragend in die kommende dunkle Jahreszeit hineinpasst. Der Schreibstil Menschigs hat mich derart begeistern können, dass ein weiteres von ihr verfasstes Buch direkt auf meine Wunschliste gewandert ist. Diese Autorin wird demnach definitiv auf meinem Radar bleiben.