Rezension

Gibt es ein Wassergedächtnis ?

Am Himmel die Flüsse -

Am Himmel die Flüsse
von Elif Shafak

Eine Liebeserklärung an Flüsse soll ihr neues Buch sein, schreibt Elif Shafak und man könnte „Am Himmel die Flüsse“ kaum passender beschreiben.

Flüsse spielen eine zentrale Rolle im Leben der Protagonist:innen. Da ist Arthur, der 1840 am Ufer der Themse geboren wird und sich auf wundersame Weise an alles erinnert, was er jemals erlebt. Narin, die ihr Gehör verliert und 2014 ihr Dorf am Tigris verlassen muss. Und Zaleekhah, die nach einer Trennung auf einem Hausboot auf der Themse ihr Leben neu ordnet. Nicht nur die Nähe zu großen Flüssen verbindet die drei, sondern ein einziger Wassertropfen – das Wassergedächtnis.

Elif Shafak verwebt alle drei Ebenen mit melodischer, intensiver Sprache miteinander. Das zunächst feine Netz, wird immer dichter und enger. Zeitgleich werden die Geschehnisse immer bedrückender und dramatischer. Es ist mein erstes Buch der Autorin und ich hätte hinter diesem Cover und Klappentext nicht erwartet, dass sie so tief in ernste Themen eintaucht. Gut recherchierte historische Fakten und erzählerische Freiheiten werden hier geschickt vermischt.

Gerade ab der zweiten Hälfte entwickelt die Geschichte einen starken Sog. Im ersten Teil musste ich jedoch über einige Längen hinwegkommen. Insgesamt aber eine klare Leseempfehlung.  Ich werde sicher wieder zu Büchern der Autorin greifen und gebe 4 von 5 Punkten.