Rezension

gut, aber nicht sehr gut

Traumsammler - Khaled Hosseini

Traumsammler
von Khaled Hosseini

Bewertet mit 4 Sternen

Eingeleitet durch eine Art Gleichnis erzählt Khaled Hosseini die Geschichte des 10-jährigen Abdullah und der 3-jährigen Pari, zwei Geschwistern, die sich abgöttisch lieben. Ihre Mutter verstarb und der Vater hat mit einer neuen Frau eine Familie gegründet. Die Armut ist groß und der Winter steht vor der Tür. Irgendwie muss die Familie überleben. Dann begeben sich der Vater und die Geschwister auf den Weg nach Kabul. Zu Fuß durchqueren sie die Wüste und in der Hauptstadt angekommen erklärt sich der Sinn dieser beschwerlichen Wanderung. Pari muss bei einer wohlhabenden Familie bleiben, die sie als Tochter aufnimmt. Durch die Trennung leiden sowohl Pari als auch Abdullah. Pari wird zeit ihres Lebens das Gefühl nicht los, ein Stück von ihr würde fehlen, obwohl sie in der Annahme aufwächst, die Wahdatis wären ihre leiblichen Eltern.

Khaled Hosseinis Roman umfasst eine Zeitspanne von gut 50 Jahren und ist viel weiter gefasst, als die von mir angerissene Inhaltsangabe vorgibt. Eine Vielzahl von Themen und Personen werden von dem Autor in die Romanhandlung eingefügt. In jedem neuen Kapitel erzählt der Autor eine neue Geschichte, neue Personen kommen hinzu. Viele verfolgt man durch den gesamten Roman, andere verliert man aus den Augen. Leider gehört dazu auch Abdullah. Er tritt erst wieder am Ende des Buches in Erscheinung. Durch diese Wechsel wirkte "Traumsammler auf mich stellenweise ein wenig unruhig, aber sehr vielfältig.

Khaled Hosseini ist ein Meister des Fabulierens. Gekonnt verwebt er die verschiedenen Handlungsfäden, die anfangs scheinbar ohne große Berührungspunkte für sich stehen, sich zum Schluss jedoch zu einem harmonischen Ganzen fügen. Der Autor ist aber nicht nur ein brillanter Erzähler, ebenso meisterlich versteht er es, bei den Lesern Emotionen zu erwecken. Der Haupthandlungsort des Romans ist Afghanistan, aber als Leser folgt man den Protagonisten um die halbe Welt. Auch in diesem Roman zeichnet Hosseini ein sehr authentisch wirkendes Bild von Land und Leuten, Sitten und Gebräuchen.

"Traumsammler" ist in meinen Augen der bisher ruhigste Roman des Autors. Einige wenige Kapitel wiesen ein paar Längen in der Handlung auf. Am meisten aber bedauerte ich, dass Abdullah für lange Abschnitte aus dem Geschehen verschwand.

Trotz meiner kleinen Kritikpunkte ist "Traumsammler" ein Roman, den ich sehr gern gelesen habe. Immer wieder begeistert mich die Sprachmelodie in den Romanen Khaled Hosseinis, die sich auch in der Übersetzung von Henning Ahrens wiederfindet. Ich bin mir sicher, wer mit "Drachenläufer" und "Tausend strahlende Sonnen" tolle Lesestunden hatte, wird auch an diesem etwas ruhigeren Roman seine Freude haben.

Kommentare

kommentierte am 08. Oktober 2013 um 20:28

Ich finde das Buch großartig. Innerhalb vier Stunden habe ich das Buch in einem rutsch durchgelesen und bin schlichtweg begeistert. Zugegeben, ich habe die anderen Bücher von ihm (noch) nicht gelesen, daher kann ich damit nichts vergleichen. Aber die Idee und wie sich alles wieder zusammen führt am Ende...schlichtweg genial. 

 

Natürlich ist es schade, das man Abdullah aus den Augen verliert und nichts mehr über ihn erfährt, aber das macht meiner Meinung nach, fast gar nichts.