Rezension

Hohe Erwartungen

Traumsammler - Khaled Hosseini

Traumsammler
von Khaled Hosseini

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wie man schon an der Kurzbeschreibung hier oder zum Beispiel auch bei Amazon sieht, haben sich Presse und Buchhandel beim neuen Roman von Hosseini förmlich überschlagen. Ich habe mich sehr auf den Roman von diesem großartigen Autor gefreut. Lag es an den übersteigerten Erwartungen, am riesigen Vorschusslob oder an beidem? Ich bin auf jeden Fall weniger begeistert als erhofft.

Sprachlich finde ich den Roman interessant erzählt: Die Parabel in Form einer Gute-Nacht-Geschichte zu Beginn. Ein Kapitel als langer Brief. Mal ein Ich-Erzähler, mal ein Beobachtender-Erzähler. So abwechslungsreich wie die Personen über die berichtet wird. Zwar begegnet man verschiedenen Charakteren im Buch des öfteren wieder, ihre Geschichte dürfen sie aber nur ein Kapitel lang erzählen. Das fand ich einerseits nett gemacht und eine interessante Idee, andererseits wächst einem so keine der Personen so ans Herz, wie es bei Hosseini sonst der Fall war.

Der "Drachenläufer" und "Tausend strahlende Sonnen" sind mir ja nicht nur wegen der größeren Dramatik, der gewaltigeren Schicksalsschläge und der expliziteren Gewalt so ans Herz gegangen. Da man eine bestimmte Person begleitet, berühren sie auch mehr.

Inhaltlich liegt der Focus stark auf Müttern und Vätern und ihrer Beziehung zu ihren oder fremden Kindern. Das wurde in allen Facetten verarbeitet. Trennung, Tod, Verlassen werden, Entfremdung und Annäherung, Adoption und Abhängigkeit. In allen Geschichten tauchen Aspekte dieser oft zwiespältigen Beziehungen auf. Die Geschichte der Geschwister steht für mich nicht unbedingt an erster Stelle. Leider verliefen einige der Geschichten auch im Sande. Nicht jeder Lebensweg wird zu Ende erzählt.

Trotzdem ist "Traumfänger" ein schönes Buch. Die westliche Welt - in der ein Großteil der Geschichte spielt - liegt Hosseini meiner Meinung nach aber nicht so sehr. In diesem Roman haben mir die Teile, die in Afghanistan spielen am besten gefallen. Warum kann ich weniger genau sagen. Aber irgendwie nehmen sie den Leser mehr gefangen.

Mein Fazit ist, dass man keine zu hohen Erwartungen an diesen Roman stellen sollte, auch wenn es nach den Vorgängern schwerfällt. Man sollte sich einfach an den schön umgesetzten Geschichten und der feinen Sprache erfreuen.