Rezension

Interessanter Auftakt, von dem ich mir noch etwas mehr erhofft hätte.

Game of Gold - Shelby Mahurin

Game of Gold
von Shelby Mahurin

Auf der Flucht vor ihrem Hexenzirkel bleibt Lou keine andere Wahl, als ihre wahre Identität aufzugeben und sich unter Menschen zu begeben. Im Bewusstsein, dass sie auf dem Scheiterhaufen oder in den tödlichen Fängen der weißen Hexe landet, wenn sie entdeckt wird, riskiert sie den Diebstahl eines magischen Rings, der seinen Träger unsichtbar machen kann. Dabei wird sie ausgerechnet vom Chasseur Reid entdeckt, dem begabtesten Hexenjäger des Erzbischofs. Ihr gelingt es zwar, ihre Magie vor ihm verborgen zu halten, aber eine Reihe unvorhersehbarer Ereignisse, führt dazu, dass die beiden zur Heirat gezwungen werden. Ganz ungelegen kommt es Lou nicht, denn wo könnte sie sich besser verstecken als unter dem Schutz ihres Feindes? Lou weiß genau, dass sie sich auf einem schmalen Grat bewegt. Je mehr sie Reid an sich heranlässt, desto gefährlicher wird er für sie.

Trotz der grausamen Ausgangslage, der Fehde zwischen Hexen und Menschen, gelingt es Mahurin den Leser mit viel Witz in das frühneuzeitliche, französische Setting einzuführen. Schon früh wird klar, dass die Hexen in dieser Welt eine echte und allgegenwärtige Bedrohung sind. Aber auch die Kirche ist nicht unschuldig, denn sie reagiert mit ausnahmsloser Verfolgung. Daraus entsteht ein Teufelskreis aus Verbrennungen und Verhexungen, der beiden Seiten Zahlreichen einen schmerzhaften Tod beschert. Das also keine Schwarz-Weiß-Malerei betrieben wird, ist ein großer Pluspunkt für mich.

Die Handlung wird sowohl aus der Perspektive von Lou als auch von Reid erzählt, sodass man die Überzeugungen und Motive beider Seiten besser kennenlernt und nachvollziehen kann. Lou ist eine echte Draufgängerin, was vielleicht auch daran liegt, dass sie sich eine lange Zeit mit Diebstählen durchschlagen musste. Mir hat an ihr besonders gefallen, dass sie sich um die Rollenvorstellungen und gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit nicht schert und eine selbstbewusste Frau ist. Reid ist das komplette Gegenteil von ihr. Er hat sein Leben fanatisch dem Dienst der Kirche und Leitspruch „Thou shalt not suffer a with to life“ verschrieben.   Dafür war er sogar bereit, seine persönlichen Wünsche wie die Ehe mit einer frommen Frau zurückzustellen. Deshalb ist es auch nicht erstaunlich, dass er seine Probleme mit einer eigensinnigen Frau wie Lou hat. Die Beziehung der beiden entwickelt sich langsam und authentisch. Anders als in vielen Büchern sind die Rollen mal umgehört und Lou ist die Erfahrenere. Es ist schön zu sehen, wie Lou Reid Stück für Stück aus sich herauslockt, aber sich dabei auch selbst positiv verändert.  

Auch die Nebencharaktere sind gut ausgearbeitet und besonders Lous Freundin Coco ist mir richtig ans Herz gewachsen.

Etwas schade fand ich, dass man erst sehr spät mehr über Lous Vergangenheit und den Konflikt der Menschen und Hexen erfährt. Auch die Magie spielt keine tragende Rolle und man lernt auch nur allmählich etwas über ihre Funktionsweise. Im letzten Drittel wird es dann aber nochmal richtig spannend und es kommt zu überraschenden Offenbarungen, die mich richtig umgehauen haben. Ich freue mich auf den zweiten Teil!