Rezension

Komplexe Ermittler, interessanter gesellschaftlicher Hintergrund

All die unbewohnten Zimmer - Friedrich Ani

All die unbewohnten Zimmer
von Friedrich Ani

Bewertet mit 3.5 Sternen

In "All die unbewohnten Zimmer" geht es zunächst an dem Mord an einer Frau, dann um den Mord an einem Streifenpolizisten - ein schwieriger Fall, in dem gleich alle vier von Friedrich Anis Ermittlern den Mörder suchen: Fariza Nasri, Tabor Süden, Jakob Franck und Polonius Fischer.

Wie diese vier aufeinander treffen und dann eher neben- als miteinander ermitteln wird nicht chronologisch beschrieben, sondern eher von der Mitte zum Anfang und dann zum Ende. Diese Erzählweise macht den Einstieg in das Buch einerseits etwas anstrengend, vor allem an solchen Stellen, an denen die scheinbar zahllosen Eigenarten der Ermittler im Vordergrund stehen. Andererseits wird schon dadurch deutlich, dass es gar nicht so sehr um den Fall als um die Themen im Hintergrund geht, die aktuellen politischen Verhältnisse, rechte Parteien, Flüchtlingspolitik und sozialer Abstieg - um nur ein paar davon zu nennen. Die Meinungen der Ermittler, der Verdächtigen und der Zeugen werden ganz toll geschildert. Sprache und Ausdrucksweise passen immer genau zu der jeweiligen Person, so authentisch, dass es einem ganz anders wird, wenn eine Figur mit rechtsextremen Ansichten zu Wort kommt.

Das Buch ist eher nichts für diejenigen, die einen linear gestrickten Kriminalfall erwarten, der über kurz oder lang von dem typischen Ermittlerteam gelöst wird. Überhaupt ist es nicht unbedingt ein spannender Kriminalfall, aber ein interessanter, außergewöhnlich strukturierter Blick auf die Gesellschaft und in das Seelenleben von Ermittlern und Verdächtigen. Empfehlenswert!