Rezension

Lebendig erzählte Geschichte

Die Schule am Meer - Sandra Lüpkes

Die Schule am Meer
von Sandra Lüpkes

Bewertet mit 5 Sternen

"Die Schule am Meer" ist zum einen ein Historienroman, in der die Geschichte des reformpädagogischen Internats im Loog erzählt wird. Andererseits ist es auch ein Juist-Roman, denn die Beschreibungen der Insel sind so, dass man, wenn man schonmal auf der Insel war, alles wiedererkennt (ich habe nur durch die Beschreibung der Lage und der Anlage der Schule realisiert, dass am gleichen Ort heute die Jugendherberge auf Juist ist).

Anni Reiner, geb. Hochschild, und Paul Reiner gründen Anfang der 20er Jahre zusammen mit Martin Luserke, genannt Lu, und weiteren befreundeten Kolleginnen und Kollegen (Mister, Aeschli) die Schule am Meer, von den Insulanern kritisch beäugt. Die Geschichte stellt ab 1925 zum einen Anni in den Mittelpunkt, zum anderen den Schüler Maximilian Mücke, genannt Moskito, dessen deutsche Eltern ihn von Bolivien nach Juist schickten, und ist in Schuljahre eingeteilt. Sie endet mit Moskitos Abitur 1934.

Schon 1925 hat das beste Hotel am Ort die Beherbung von Juden abgelehnt, und so ist die Familie Gerken, mit dem (zunächst) Oberkellner Gustav Wenninger, der Gegenpart zur Schulfamilie.

Sandra Lüpkes schafft es, die Beweggründe hinter der Schulgründung und auch das alltägliche Leben lebendig zu erzählen und zeigt auf, wie das Erstarken des Nationalsozialismus auch auf der Insel vonstatten gegangen sein kann. Dieses Kombination aus Geschichte und Lokalkolorit machte das Buch für mich sehr lebenswert, und mit den bekannten Ereignissen im Kopf bangte ich mit, ob die Jüdin Anni Reiner es noch rechtzeitig aus Deutschland heraus schafft.

Für mich war die Kombination aus Schulhistorie und Inselgeschichte besonders reizvoll und kann diesen Roman nur weiterempfehlen, weil mir auch der Schreibstil von Sandra Lüpkes gut gefiel.