Rezension

Libanesische gegen russische Clans, das ist Brutalität

VANITAS - Rot wie Feuer -

VANITAS - Rot wie Feuer
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 4 Sternen

Starke Frauen geben wieder den Ton an. Oder was immer Poznanski unter starken Frauen versteht.
Ganz am Schluss erfährt man endlich den richtigen Namen der Heldin in Ursula Poznanskis „Vanitas“-Serie, die wechselweise als Carolin Bauer, Springer und zuletzt König vorgestellt wird, heißt in Wahrheit Anna Piroth. Dass alle diese Pseudonyme an Schachfiguren erinnern, ist wohl kein Zufall.

Als Anna Piroth kennt sie auch der russische Karpin-Clan, in den die junge Frau vom deutschen BKA als verdeckte Ermittlerin eingeschleust worden und vor dem sie als potenzielle Kronzeugin seither auf der Flucht ist. Da diese letzten Endes zwecklos ist und nicht einmal ihr vorgetäuschter Tod etwas genützt hat, beschließt Carolin, dass ein Ende mit Schrecken besser ist als die ewige Angst. Nach dem Motto: „Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.“ Sie fordert die Karpins auf ihrem eigenen Terrain in Frankfurt heraus. „Es sind so viele Unbekannte im Spiel, ich werde ständig improvisieren müssen“, sinniert Caro. Libanesische gegen russische Clans. Das ist Brutalität mit angeschnittenen Ohren, Schneidbrenner, Elektroschocker und Natronfässer zu Auflösung der Leichen.

Ein „Muss lesen“ für Fauna- und Floraliebhaber, von Nashornbullen und Vipern, für Botaniker, Floristen und Faunatiker.

„Vanitas – Rot wie Feuer“, der dritte Teil von Ursula Poznanskis Thrillerserie, ein Märchen für Erwachsene: Die Heldin ist zunächst schwach und muss im Laufe der Zeit mehrere Prüfungen bestehen. Das Resümee nach drei Bänden ist nicht unbedingt einheitlich. Der erste Band „Schwarz wie Erde“ war gewöhnungsbedürftig, „Grau wie Asche“ bereits hochklassig mit dem Gewinn des Wiener Leo-Perutz-Krimipreis. Mit „Rot wie Feuer“ schließt sich der Kreis, von München über Wien nach Frankfurt und wieder zurück nach Wien.

Erst schleppend erzählt, nimmt der Krimi im letzten Drittel Fahrt auf und die Spannung erreicht ihren Höhepunkt, das kennen wir von den letzten Bänden und Polanski beherrscht ihr Metier. Das Böse wird bestraft und das Gute? gewinnt.

Coverabbildung
Der Atlasspinner (Attacus atlas) auch Atlasfalter genannt, gehört zu den größten Schmetterlingen der Welt und ist in Südostasien beheimatet. Er kann eine Flügelspannweite von 25-30 cm haben. Da er nur einen verkümmerten Rüssel und keinen Magen hat, kann er weder fressen noch trinken und lebt daher nur wenige Tage. Nach dem Schlüpfen muss er sich innerhalb der nächsten Woche paaren und die Eier legen, um für seine Fortpflanzung zu sorgen.
Der Atlasfalter ist keine fotorealistische Abbildung, sondern eine stilistische Collage von Sabine Schröder.

Kommentare

Paperboat kommentierte am 07. April 2021 um 07:49

Gut geschrieben, allerdings waren es nicht die Libanesen, sondern die Armenier, die mit dem russischen Clan aufeinandertreffen. :o)