Rezension

Neues Lieblingsbuch

Männer sterben bei uns nicht -

Männer sterben bei uns nicht
von Annika Reich

Bewertet mit 5 Sternen

Es geht um die Frauen einer Familie, die gemeinsam in einem prachtvollen Anwesen am See leben. Nur die Großmutter kennt die dunklen Flecken der Familiengeschichte und wahrt nach außen den Schein. Doch dann stirbt die Großmutter und die Vergangenheit lässt sich nicht mehr verstecken.

Das Buch hat mich unfassbar begeistert! Es hat zwar nur knapp zweihundert Seiten, beinhaltet aber Generationen an Subtext. Die wahren Konflikte der Familie werden sehr laut totgeschwiegen.

Was mich besonders berührt hat, war wie die Familiengeschichte gleichzeitig aus der Sicht eines Kindes und eines Erwachsenen erzählt wird und Erinnerungen sich verändern und mit der Zeit anders bewertet werden können. Gerade dadurch, dass man über gewisse Dinge nicht spricht, wirkt die Familiengeschichte sehr schwammig und hat in mir eine starke Unruhe ausgelöst.

Sprachlich hat mich das Buch auch sofort gepackt. Es gibt wunderbar stimmungsvolle sprachliche Bilder und es werden mit wenigen Worten viele Gefühle, für die es eigentlich keine Worte gibt, vermittelt.

Die Charaktere fand ich sehr interessant. Einerseits habe ich sie als leere Gefäße wahrgenommen, die man mit den Gedanken der vorherigen Generation füllen wollte, andererseits waren sie fast eine Einheit, die trotzdem gegeneinander ausgespielt wurde.

Ich verstehe aber auch, dass das Buch viele Menschen verwirrt. Durch die Zeitsprünge muss man sich ziemlich konzentrieren und manchmal war die Stimmung auch für mich etwas erdrückend.

Letztendlich war es für mich durch den treffenden Humor, die sprachliche Raffinesse und die Emotionen, die es in mir ausgelöst hat, ein absolutes Highlight.

Die einzige Entschuldigung dafür, dass dieses Buch noch nicht verfilmt wurde, ist, dass es bisher noch nicht erschienen ist.