Rezension

Ohne roten Faden

Acht perfekte Morde -

Acht perfekte Morde
von Peter Swanson

Mein erster Swanson und mein letzter: dabei fing es gar nicht schlecht an.

Ich bin gern in der Buchhandlung „Old Devils Bookstore“, in dem ein flauschiger Kater wohnt und Malcolm Kershaw die Geschäfte führt. Ein wenig ungewöhnlich ist es schon, dass nur Kriminalliteratur plus Horror gehandelt wird, und ich frage mich, ob man damit geschäftlich über die Runden kommt. Aber jeder nach seiner Façon. Was macht man eigentlich mit Erstausgaben außer sie anzuschauen?

Inhalt: 
Kershaw hat vor hundert Jahren einmal eine Liste auf seinem Blog veröffentlicht, in denen er von acht perfekten Morden faselt, die es in der Literatur gegeben hätte. Nun mordet jemand an seiner Liste entlang und bringt einen frechen Kommentar in seinem Blog an.

Der Kommentar: 
Die Idee, obwohl nicht nietnagelneu, gefällt mir. Daraus hätte man etwas machen können. Selbst das Gefasel über uralte Krimis, in Büchern und in Filmen, den Evergreens der Szene, hätte man interessant gestalten können, ich mag Booktalk, aber Peter Swanson beschränkt sich darauf, die meisten Bücher und Filme zu spoilern, was mich nachhaltig verärgert. Warum nicht über Charaktere sinnieren, über die Affinität zum Tod? Über die Motive, Krimis zu schreiben und zu lesen? Man hätte über die Autoren selber reflekieren können, über das Verhältnis von Landschaft und Ortschaft zur Handlung, aber nein, das einzige, was ich bekomme, sind Spoiler. Spoiler. Spoiler. 

Zurück zur Buchhandlung. Es ist Winter und die Winterzeit kommt zunächst fein zum Ausdruck, Atmosphäre. Ich bin ein Fan von Atmosphäre. Doch der Winter verliert sich in schreiberischem Matsch. Dafür kommt es zu mehreren Switches, was im Prinzip nicht verkehrt ist, aber sprunghaft erscheint. Allmählich frage ich mich, wieviele von den vorgestellten Personen gibt es wirklich und wie viel ist reine Phantasie Malcolms, der als unzuverlässiger Icherzähler fungiert. Und in dem Moment ist die Geschichte für mich gestorben. Logiklöcher gibt es auch. Natürlich.

Die Auflösung schließlich, der man nicht ganz trauen kann, zudem wird sie zäh wie Kaugummi gekaut, ist entweder langweilig oder gespenstisch, ich weiß es nicht, aber eins weiß ich, ein guter Schluss ist unabdingbar, wenn man seine alten Leser behalten und vielleicht sogar neue gewinnen möchte. Ein Schluss, den man nicht versteht oder nachvollziehen kann, der zu gewollt ist, bedeutet: das Buch ist misslungen. 

Ich war gewillt, diese Story zu mögen, denn ich bin sehr für das Unblutige und auch fürs Rätseln, für Switches. Ja, sogar für das Bizarre und Surrealistische wäre ich in diesem Fall zu haben gewesen, nur für eines nicht, für das Wirre. Fürs Schreiben ohne roten Faden. „Acht perfekte Morde“ wirken wie von einem Autor geschrieben, der die Lust am Sinnieren, zum Recherchieren und zum Schreiben verloren hat.  

Fazit: Langweilig. Wirr. Ohne roten Faden. Thriller? Lachhaft. 

Kategorie: Kriminalroman.
Verlag: Blanvalet, 2022

Kommentare

lex kommentierte am 10. August 2022 um 22:17

Klasse.