Rezension

Rockband-Leben in den 70ern

Daisy Jones & The Six
von Taylor Jenkins Reid

Bewertet mit 4.5 Sternen

Eine Biographie zu lesen, und dann über eine Band die es noch nicht mal gab - das klingt erstmal eher ungewöhnlich für mich! Allerdings hatte ich schon so viel Gutes von diesem Buch gehört, dass ich zugegebenermaßen ziemlich neugierig war. Also machte ich mich voller Vorfreude an die Lektüre. Dann die nächste Überraschung: das komplette Buch ist in Interviewform verfasst. "Oral History", habe ich als Studentin selbst mal angewendet. Aber will ich wirklich ein ganzes Buch in diesem Stil lesen? Ich war skeptisch, doch stellte schon bald fest dass diese Erzählweise ausgesprochen gut funktioniert (und man bald schon gar nicht mehr merkt, dass es keine normale Prosa ist!). Großes Lob und großen Respekt an die Autorin, dass sie sich dieses Experiment getraut hat und es so phänomenal umgesetzt hat!

Wie schon gesagt ist diese Biographie von vorne bis hinten erfunden. Es gab keine Daisy Jones, es gab keine Band "The Six", aber ich glaube der Autorin jedes einzelne Wort. Abgesehen davon, dass sich wohl 40 Jahre später niemand mehr so präzise an Dinge oder gar Dialoge erinnern würde, glaube ich absolut dass sich alles 100% so hätte abspielen können. Ohne dass ich die damalige Zeit selbst erlebt habe oder detailliertes Wissen darüber habe, habe ich dennoch das Gefühl, dass Taylor Jenkins Reid das damalige Leben von Rockbands in den USA perfekt eingefangen hat. "Die Geschichte einer fiktiven Band in einer echten Welt" hat die New York Times geschrieben, und das Buch damit perfekt zusammengefasst.
Ich wünschte nur, sie hätte als Goodie auch noch die Platte Aurora produziert! Ich hätte so gerne die Songs gehört, und so gerne das Cover gesehen über das lang und breit geredet wird im Buch. Das ist so ärgerlich, das man sich die ganze Musik dazu nur vorstellen kann. Das Buch ist prädestiniert dafür, verfilmt zu werden! Am besten eine ganze Serie draus machen, es gibt so viele Anekdoten, das reicht für mehrere Staffeln! Immerhin konnte ich mir dank des absolut gelungenen Buchcovers Daisy ganz gut vorstellen.