Rezension

Skurrile Geisterhausgeschichte

Mörderische Renovierung - Edgar Cantero

Mörderische Renovierung
von Edgar Cantero

Bewertet mit 5 Sternen

Der letzte Wells hat sich von seinem Schlafzimmerfenster im Axton House in den Tod gestürzt. Wenige Monate später tritt ein seltsames europäisches Paar sein Erbe an. Das angebliche Spukhaus hat damit neue Bewohner, die in ihrer Merkwürdigkeit der Geschichte des Hauses um nichts nachstehen.

„Mörderische Renovierung“ ist ein spezieller Gruselroman, der neben der faszinierenden Handlung aufgrund der außergewöhnlichen Erzählform und Aufmachung überaus lesenswert ist.

Das Buch wurde mir als besondere Schauerlektüre empfohlen. Da ich grundsätzlich immer auf der Suche nach Horrorliteratur, Gruselromanen und speziellen Büchern bin, habe ich „Mörderische Renovierung“ nicht zu lange warten lassen und mich auf Geistersuche ins Axton House gewagt.

Von Anfang an ist das Buch sehr, sehr speziell. Die Protagonisten sind der Erbe A. und seine Gefährtin Niamh, die allein wegen ihrer europäischen Herkunft aus dem gewohnt-amerikanischen Rahmen des Axton Hauses fallen.  

A. und Niamh ziehen in das Haus ein und treten somit das Erbe der Familie Wells an. Das Haus hat einen eigentümlichen Ruf, die Bewohner ebenso. Es ranken sich Schauergeschichten um das Anwesen und bald haben A. und Niamh geistvolle Erlebnisse. Das mysteriöse Gespann lässt sich davon nicht beirren, und von Beginn an fühlt es sich an, als ob sie eine Mission erfüllen. 

Das Anwesen selbst ist riesig, höchst elegant und tatsächlich gruselig. A. und Niamh verirren sich des Öfteren in den zahlreichen Räumlichkeiten, stöbern durch Papiere oder verlaufen sich am Weg in die Küche. Obwohl die enormen Ausmaße des Hauses Ehrfurcht gebietend sind, merkt man schnell, dass sich das seltsame Paar wohlfühlt, und sich auf ganz andere Details konzentriert. Das Schlafzimmer - aus dem sich der entfernte Verwandte von A. aus dem Fenster stürzte - wird sozusagen als Hauptquartier auserkoren. Bald leidet A. unter grausigen Träumen, die ihn bis in die Realität verfolgen.

„Mörderische Renovierung“ ist keine typische Gruselhausgeschichte. Zwar bildet das Haus mit seinen Geistererscheinungen den Rahmen, doch im Mittelpunkt steht eigentlich dieses eigenartige europäische Paar, das genauso geheimnisvoll wie die Geschehnisse im Haus ist. 

Edgar Cantero hat dazu eine aufregende Erzählform gewählt, die mich als Leser von Beginn an faszinierte. Es wird anhand von Notizen, Briefen, Transkripten von Gesprächen sowie Videoaufzeichnungen, Verhören, Bestellscheinen oder Telefongesprächen berichtet. Daraus ergibt sich ein spezielles Sammelsurium, das die Geschichte von Axton House erzählt. 

Der Roman spielt in den 1990er-Jahren, den technischen Hilfsmittel entsprechend wird die Handlung erzählt. A. und Niamh platzieren Kameras mit Bewegungsmelder im Haus. Als Leser ist man in gewisser Weise anhand der Videotranskripte live dabei, wenn sich in Axton House etwas regt. Außerdem wird häufig an die geheimnisvolle Tante Liza geschrieben, wodurch die Gedanken und Gefühle der Protagonisten veranschaulicht sind. 

Die Atmosphäre ist fesselnd und faszinierend zugleich. Mir hat es zuerst die spezielle Erzählform angetan, im weiteren Verlauf hat mich die sonderbare Handlung umgehauen. Anfangs dachte ich, dass es sich nur um eine gewöhnliche Geistergeschichte handelt, die auf außergewöhnliche Weise erzählt wird. Doch je weiter man sich durch Transkripte und Notizen liest, desto gewisser ist, dass es in eine sehr abgefahrene Richtung geht. Dazu mag ich gar nicht mehr sagen, weil es ansonsten das Lesevergnügen nimmt.

„Mörderische Renovierung“ ist skurril, überraschend und teilweise unheimlich, und meiner Meinung nach ein originelles Buch, dass sich bei Grusel- , Schauer- und Horror-Freunden einen Regalplatz verdient.