Rezension

Spannend und unterhaltsam

White Maze - June Perry

White Maze
von June Perry

Bewertet mit 4 Sternen

Die Welt hat sich verändert. Jugendbücher, die nicht aufs Digitale Zeitalter setzen, sind im Prinzip tatsächlich veraltet. Insofern macht die Autorin alles richtig.

White Maze hat mir als Jugendbuch sehr gut gefallen. Es ist flott geschrieben und spannend. Die Autorin behandelt die Fasziniation und die Gefahren der virtuellen Welt. Leider erfahren wir nicht, in welchem Jahr wir die Vermarktung jener einzigartigen Linsen erwarten können, mit denen wir White Maze spielen können.

Die Heldin, Vivian, ist (zunächst) ein verwöhntes 16 jähriges It-Girl, Tochter der angesagtesten Spieleentwicklerin der Welt, das Ganze spielt in Los Angeles, könnte aber überall spielen. Abgesehen davon, dass das Meer manchmal blinkt und glitzert, kommt LA nicht vor im Buch. Na wurscht. Darum geht’s ja nicht.

Irgendwas stimmt nicht mit dem Spiel. Und Vivian muss die Welt retten. Dabei verändert sie sich. Sie findet auf dem Weg zu einer Lösung, nachdem sie auf tragische Weise ihre Mom verloren hat, fünf Freunde. Nein, ich habe sie nicht gezählt, aber die Clique, die sie findet, hat mich verdammt an Fünf-Freunde-Bücher von Enid Blyton erinnert. Die ich seinerzeit sehr gerne gelesen habe. Nun war und ist Enid Blyton keineswegs hohe oder auch nur richtig gute Literatur. (Aber auch keine schlechte). Aber sie hat uns Kids prima unterhalten, zum Lesen gebracht, einige Werte vermittelt, und was will man mehr? Dasselbe tut June Perry, die eigentlich Marion Meister heißt. Warum man unter Pseudonym schreibt, wenn man sich doch gleich im Klappentext outet, bleibt ein ungelöstes Rätsel der Menschheit. Es sei denn, auch Marion Meister ist ein Pseudonym, was gut sein kann. 

White Maze muss man durchaus rügen: Weil die Liebesgeschichte so platt ist, wie es platter nicht geht und die Aussage: Hauptsache DIE LIEBE, damit löst man alle Probleme der Welt, einfach (leider!) grauenhaft falsch ist. Ausserdem ist der Schluss des Romans  obermegablöd. Die Autorin macht es sich leicht. Alles ist gut, aber ob die Firma jetzt bankrott geht, ob Viv ihren Vater jemals wiederfindet und ob sie sich mit ihren Freundinnen wieder versöhnt, alles bleibt offen: Viv sinkt in Jacks Arme und alles ist gut. Das darf man ruhig vorab sagen, es ist kein Geheimnis, dass die beiden ein Paar werden, die Spannung des Buches liegt in der flotten Erzählung und in der Art und Weise wie die Autorin Enid Blyton, wenn ich mal so sagen darf, ins moderne Zeitalter bringt.

Zum Schluss gibt es einen kleinen Trick: von daher darf man eine, wahrscheinlich seichtere Fortsetzung erwarten. Diesen Trick verüble ich besonders, weil die Thematik keinen zweiten Band hergäbe und ich es runterrechne, wenn man eine Idee künstlich am Leben hält, um Kohle zu scheffeln.

Wenn es jetzt drei Punkte für das Buch gäbe, wie sie verdient wären, denkt ihr, mir hätte das Buch nicht gefallen. Aber das stimmt nicht. Für Jugendliche zwischen 12 und 16 ist es genau richtig. Sprachlich einfach, aber nicht phrasengespickt, hoher Spannungsfaktor und ein bisschen Liebe, die ich mir weniger platt gewünscht hätte, aber nun ja, ergeben schließlich doch:

Fazit: Vier Punkte für eine moderne, spannende Geschichte um die Vor- und Nachteile der virtuellen Welten.

Kategorie: Jugendbuch
Verlag: Arena, 2018
 

Kommentare

Emswashed kommentierte am 30. September 2018 um 08:11

Und Jugendliche zwischen 12 und 16 haben keinen Anspruch auf Niveau? Enid Blyton war eher unserer Zeit, als unserem Alter geschuldet.

wandagreen kommentierte am 30. September 2018 um 08:32

Na ja ... man kann auch "so was" lesen, ich fands nicht schlecht, weil das Buch sich um das kümmert, was die Jugedlichen vorfinden, insofern kann man mal ein bisschen gnädiger sein.

Ich hab mich kürzlich über "Schundliteratur" unterhalten und befunden, dass sie eigentlich nicht schadet, man betritt in der Literatur eben oft eine "Leiter". Es ist wie beim Wein: zuerst den Süßen, dann den Herben.