Rezension

Thriller geht für mich anders

DUNKEL - Ragnar Jonasson

DUNKEL
von Ragnar Jonasson

Bewertet mit 3 Sternen

»Sie möchten, dass ich … heute aufhöre?« »Sicher, wenn Sie wollen? Sie können natürlich auch noch ein, zwei Wochen bleiben, wenn Ihnen das lieber ist.«

Hulda Hermannsdóttir, 64 Jahre alt und Kommissarin bei der Polizei Reykjavik hat gerade erfahren, dass sie vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet wird. Ihre Dienststelle strukturiert sich um, verjüngt sich und ihre Fälle wurden bereits unter den Kollegen verteilt. Hulda ist schockiert, ein Leben im Ruhestand kann sie sich nicht vorstellen. Zwei Wochen gesteht man ihr noch zu und in dieser Zeit darf sie sich einen ungelösten Fall vornehmen. Hulda braucht nicht lange zu überlegen, erinnert sie sich doch gut an die junge Russin, die vor einem Jahr tot aufgefunden wurde. Der Kollege damals gab sich für ihr Empfinden keine Mühe mit den Ermittlungen, noch viele Fragen sind offen, die will sie jetzt klären. Und ahnt nicht, in welche Gefahr sie sich damit begeben wird…

 

Ich ging mit großen Erwartungen an das Buch. Eine Kommissarin kurz vor dem Ruhestand, ein letzter Fall – das klang vielversprechend. Doch schon nach kurzer Zeit war ich genervt von der Protagonistin. Sie klagt und jammert, versinkt in Selbstmitleid und glaubt, dass keiner sie achtet. Ganz ehrlich: Wenn sie sich immer so aufführt, würde mich das nicht wundern. Im Laufe der Handlung kristallisiert sich heraus, was sie in ihrem Leben alles durchmachen musste, welche Dramatik bei ihr zuschlug. Wenn man das Buch als Aufarbeitung von Huldas seelischen Problemen ansieht, dann ist es sehr gelungen. Ich wollte aber gerne, dass die Ermittlerin ordentlich arbeitet, für die Lösung des Falls kämpft. Aber auch als Polizistin konnte sie mich nicht überzeugen. Gut, sie ist hartnäckig, aber überhaupt nicht teamfähig. Und sie macht Fehler, die man bei ihrer Erfahrung eigentlich nicht machen sollte.

 

Der Fall selber ist interessant und hat Potential, Huldas Befindlichkeiten spielen sich aber immer wieder in den Vordergrund. Vielleicht hätte ich mit einer anderen Erwartungshaltung rangehen müssen, die Spannung eines Thrillers fehlte mir, die Bezeichnung Roman hätte ich treffender gefunden.

 

Sehr überraschend ist das Ende, das bildete einen Pluspunkt, mit dem ich wirklich nicht gerechnet hatte. Ich werde die beiden folgenden Teile der Reihe allerdings nicht mehr lesen.

 

Fazit: Spannender Roman ja, aber Thriller geht für mich anders. Ein interessanter Fall, aber die Psyche der Ermittlerin steht klar im Vordergrund.