Rezension

True Crime als Reality-TV-Show

Murder in the Family -

Murder in the Family
von Cara Hunter

Bewertet mit 4.5 Sternen

Als Guy 10 Jahre alt war, fand seine große Schwester eines Tages ihren Stiefvater Luke tot im Garten. Der Mord wurde nie aufgeklärt, die Familie ist traumatisiert. 20 Jahre später will Guy, er ist mittlerweile Regisseur, den Fall mit einem Experten-Team live in einer neuen True-Crime-Show lösen...

Die Idee des True-Crime-Thrillers ist genial. Ein Cold Case soll live im TV von neuen Experten aufgerollt werden, die Zuschauer und wir als Leser können miträtseln.

Die gesamte Aufmachung des Buchs überzeugt mit seinem Paratext: Es ist, als wären wir live am Expertentisch dabei, diskutierten über die alten Akten und über neue Erkenntnisse. Die Geschichte liegt uns als Drehbuch vor, inklusive alter Zeugenbefragungen, privatem Foto- und Filmmaterial, wir können Zeitungsausschnitte, Chats und Diskussionen der Online-Community nach Ausstrahlung der Sendung mitlesen.

Im Laufe der Erzählung treten immer wieder neue Details auf. Schnell stellen wir fest, dass damals bei der Ermittlung geschludert wurde. Überraschend neue Erkenntnisse überschlagen sich, bleiben aber im Wagen, dienen sie der Fallaufklärung oder nur der Effekthascherei, um eine möglichst große EInschaltquote zu erreichen? Was ist wahr, was ist nur fake? Nach und nach gibt es auch Zweifel an den unabhängigen Experten, von denen der ein oder andere plötzlich mehr weiß.

All das sorgt für viele spannende Twists innerhalb der Ermittlung, die an verschiedene Orte der Welt führen und ganz neue Motive liefern. Ja, die Sicht auf den Fall komplett verändern. Dass sich die Experten untereinander nicht trauen sorgt für eine hitzige Stimmung und Szenen voll schwarzen Humors.

Einzig störend waren die extrem vielen Fehler bei Alter und Jahreszahlen der einzelnen Figuren, die wohl nicht zur Spannungsladung beitragen sollten.

Unbedingt zu empfehlen!