Rezension

Unterhaltsamer Frauenroman

Das Haus am Himmelsrand - Bettina Storks

Das Haus am Himmelsrand
von Bettina Storks

Bewertet mit 3.5 Sternen

Elisabeth (Lizzy) Tanner, 37 Jahre alt, lebt mit ihrem Mann Tom und der 6 jährigen Tochter Thea in Freiburg. Sie stammt aus einer begüterten Familie, die seit Generationen über eine Uhrenfabrik verfügt. Als nun ihr Großvater im Sterben liegt, gibt er Lizzy den Auftrag „für Gerechtigkeit zu sorgen“ und lässt sie alte Dokumente sowie eine kaputte Spieluhr aus dem vogesischen Gut „Rosshimmel“ holen.

Sein Testament sorgt in der Familie indes für große Überraschung und Empörung, da eben dieses Gut „Rosshimmel“ an scheinbar unbekannte Personen, wahrscheinlich jüdischer Herkunft, vererbt wird.

Lizzy begibt sich nun entgegen dem Widerstand ihrer Familie auf Spurensuche und taucht in die Geschehnisse der 30er und 40er Jahre ein. War ihr Großvater ein Nazi? Was passierte mit dem ehemaligen jüdischen Geschäftspartner?

Gleichzeitig scheint ihre Ehe zu bröckeln. Tom verzeiht ihr ihre Affäre nicht und distanziert sich immer mehr...

Der Roman lässt sich sehr flüssig lesen, der Sprachstil ist sehr anschaulich und auch Spannung wird nach und nach aufgebaut. Gegen Ende gab es auch ein, zwei Szenen, die mich emotional berühren konnten.

Mit Lizzy als Protagonistin wurde ich allerdings nicht so recht warm. Sie erschien als eine recht naive, teilweise oberflächliche und verwöhnte Frau, die erstmals (mit 37!) in eine Krise gerät. Das konnte ich nicht so recht nachvollziehen. Positiv dennoch, dass sie sich durchkämpft und ein Stück reift.

Die im Roman verarbeitete Thematik der Enteignung von Juden und generelle Situation der Juden zur Nazizeit interessierte mich sehr. Um so enttäuschter und ärgerlicher empfand ich das Ende. Alles löste sich im allseitigen Wohlgefallen auf, es gab keine Ecken und Kanten. Heile Welt. Das war mir alles viel zu kitschig (ohne nun ins Detail gehen zu wollen, um nicht zu spoilern) und wurde der Thematik einfach nicht gerecht.

Trotzdem sehr positiv aufgefallen ist die Message, dass es wichtig ist, Wahrheiten auf den Tisch zu legen, auch wenn es schmerzt, und Verantwortung zu übernehmen.

Fazit: Ein netter, unterhaltsamer und anschaulicher Frauenroman, der das den Juden zugefügte Unrecht durch die Nazis thematisiert und die Verantwortlichkeit der Nachkommen betont. Leider kann der Roman der Thematik aufgrund des Harmoniebedürfnisses der Autorin nicht gerecht werden und gleitet ab ins Kitschige. Schade.