Rezension

Was für ein fantastischer, dystopischer Thriller!

Aus schwarzem Wasser
von Anne Freytag

Bewertet mit 5 Sternen

Was für ein toller Mix aus Thriller und Dystopie! Ein Lesehighlight, dass mich durch die sich rasant abwechselnden Kapital, den immens großen Spannungsbogen und den überaus fesselnden Erzählstil richtig begeistert hat!

Maja fühlt sich wie in einer Momentaufnahme gefangen. „Du kannst niemanden trauen, sie stecken alle mit drin“ sind die letzten Worte ihrer Mutter Patricia, als sie zusammen in deren Dienstwagen ungebremst in die Spree stürzen. Leblose Augen blicken sie an und Maja realisiert, dass ihr Kampf gegen die eindringenden Fluten aussichtlos ist und gibt sich ihrem Schicksal hin. Doch Stunden später wacht sie auf, spürt die Enge eines Leichensacks um sich, ihre Atemnot, Panik und ein riesiges Beklemmungsgefühl. Unter großer Kraftanstrengung gelingt es ihr den Reißverschluss zu öffnen und sie entdeckt ihren Totenschein. Was geht hier vor? Maja ist geschockt, erinnert sich an die Mahnung ihrer Mutter und will nur noch eins, fliehen! Doch wohin? Ihre Flucht bleibt nicht unbemerkt und sie rennt um ihr Leben. Was steckt hinter allem und wer kann ihr Antworten auf alle ihre Fragen geben? Wem kann sie noch trauen? Wie sich herausstellt, ist nicht nur ihr Leben in Gefahr, sondern auch das von Millionen von Menschen. Kann Sie diesen Wahnsinn stoppen, den Unbekannte losgetreten haben?

Für mich war „Aus schwarzem Wasser“ mein erstes Buch von Anne Freytag und bestimmt nicht mein letztes! Wow, dieser unglaublich fesselnde, spannende und in vielen Szenen Gänsehaut erzeugende Schreibstil hat mich total begeistert. Überrascht wurde ich von der dystopischen Entwicklung in der Geschichte, die vom Klappentext her so nicht zu erahnen war. Aber gerade das hat einem unheimlich großen Reiz im Buch ausgemacht und mich wie in einem Sog durch die Seiten fliegen lassen. In zwei verschiedenen Zeitebenen wird das Geschehen aufgerollt. Beide sind gleichermaßen fesselnd und man ist die ganze Zeit am Rätseln, wie die Rückblicke auf Patricia Kohlbecks Leben, die vor ihrer Berufung zur Innenministerin, als Medizinerin im Bereich Gentechnik  mit Professor Robert Stein zusammengearbeitet hat, mit den Geschehnissen in der Gegenwart, nach dem Unfall und Majas Suche nach der Wahrheit, zusammenhängen. Brandaktuelle Themen wie der verantwortungslose Umgang mit unserer Natur und das machtbesessene und egoistische Verhalten von einigen Menschen, wird hier sehr gekonnt mit in die Geschichte eingebunden. Die verheerenden und sich häufenden Naturkatastrophen schocken einen ungemein. Wer sind die Leute, die über Leichen gehen? Für Maja beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, bei der sie bis an ihre Grenzen und darüber hinausgeführt wird. Nie im Leben hat sie damit gerechnet, was sie aufdeckt und über sich selber erfährt. Richtig überrascht wurde ich zum Ende hin noch mit der Offenbarung, wer hinter der Ermordung von Patricia steckt. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet.

Das Buch steckt voller interessanter und rätselhafter Charaktere. Hierzu gehören besonders Patricia und Robert, deren Beziehung einem Spiel gleicht, in dem sie ihre Kräfte messen und jeder seine Vorteile für sich sucht. Patricia ist eine durchtriebene, gerissene, kluge und manipulative Frau ohne Gewissen, der Robert schwer widerstehen kann. Er ist ein mächtiger und triebgesteuerter Mann, den man schwer einschätzen kann und der immer mal wieder von Schuldgefühlen geplagt wird. Unheimliche Rätsel hat mir Maja aufgegeben. Ihr ruheloses Verhalten, ihre unterdrückten Gefühle, ihre Angst allein gelassen zu werden und ihre komischen Anwandlungen lassen den Verdacht aufkommen, dass sie irgendein Geheimnis mit sich trägt. Sehr gut gefallen hat mir auch ihr Lebensretter Efrail Rosendahl, der für mich am Anfang ein Buch mit sieben Siegeln war. Seine Motivation fand ich erschreckend, doch als er Gefühle für Maja zeigt, hat sich mein Misstrauen ihm gegenüber langsam gelegt. Angewidert war ich von Saul Bornheimer, der zwar nur eine kurze Episode im Buch hatte, dafür aber als machtbesessener und egoistischer Mann in seiner Rolle als Bösewicht gut zur Geltung kam.

Die Geschichte endet unvorhersehbar und es bleiben noch einige Fragen offen, die einen auf eine Fortsetzung hoffen lassen!

Mein Fazit:

Anne Freytag hat mir mit ihrem 598-seitigen Pageturner ein temporeiches und überaus spannendes Lesevergnügen bereitet. Für diesen Thriller kann ich nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen und hochverdiente 5 Sterne vergeben!