Rezension

Ist eher ein SciFi/Dystopie-Thriller, der einen tollen Anfang, aber leider ein enttäuschendes Ende hatte.

Aus schwarzem Wasser
von Anne Freytag

Bewertet mit 3 Sternen

Nach richtig tollen ersten zwei Dritteln leider in Absurdität abgedriftet. Hätte so viel Potential gehabt; schade!

Die Innenministerin Patricia Kohlbeck rast mit ihrem Wagen in die Spree - auch ihre Tochter Maja ist mit dabei. Kurz bevor Kohlbeck stirbt, sagt sie ihrer Tochter, dass diese niemandem vertrauen kann, weil alle mit drin stecken.
Kurz darauf erwacht Maja in einem Leichensack. Wie ist das möglich?
Und wer ist dieser ominöse Efrail Rosendahl, der Maja aus dem Wagen gerettet hat?
Während Maja versucht, Antworten auf diese Mysterien zu erhalten, geschieht eine Naturkatastrophe nach der anderen, Maja wird verfolgt, und gerät in einen Strudel aus Lügen, Machtkämpfen und Intrigen, die ihr Leben bedrohen.

Meine Meinung:
Das Buch ist irrsinnig flott zu lesen aufgrund des schnellen und rasanten Schreibstils. Wegen der kurzen, eher abgehackten Sätze, sehr kurzen (gehetzten) Kapiteln und Cliffhangern, wird man immer weitergepeitscht. Dazu kommen jedoch auch schöne literarische Formulierungen mit vielen Metaphern, sodass das Lesen richtig Spaß macht.
Der Aufbau beginnt von Tag 1, jeweils in Uhrzeiten und handelnde Personen aufgeteilt, dazwischen Rückblicke. Diese Zeitsprünge und Perspektivenwechsel sind jedoch gut in der Überschrift gekennzeichnet, sodass man immer gleich weiß, wo man sich befindet. Die Kapitel wechseln zwischen den Personen, nur bei Maja und Efrail wird in der ich-Form erzählt.

Die Charaktere sind jedoch nicht gefällig; Maja wirkt undurchsichtig und irgendwie kalt, weil sie nie richtig die Liebe Ihrer Mutter erfahren hat. Wer ihr Vater ist, hat ihr ihre Mutter nie verraten. Die Mutter selbst ist sowieso fragwürdig; gefühlskalt und nur auf ihren eigenen Vorteil und ihre Karriere bedacht.
Es gab für meinen Geschmack auch zu viele Sexszenen, auf die verzichtet hätte werden können und die auf das Vorankommen der Geschichte keinerlei Einfluss hatten.

Das Buch greift viele aktuelle Themen auf, gerade zu jetzigen Pandemie-Zeiten: Politik, (Gen-)Forschung und Wissenschaft, Viren, aber auch Geheimdienste und vor allem um die Umwelt und die Zerstörung durch die Menschen.
Die Idee einer neuen, anderen Spezies war wahnsinnig spannend - leider wurde die Welt der Marin nicht detailliert genug beschrieben, hier hätte ich mir mehr Infos gewünscht.

Leider gibt es einige nicht ganz durchdachte Plottwists, etliche Fäden und Geschehnisse, die nicht aufgelöst werden bzw. unlogisch waren; unausgearbeitete Szenen - es blieben etliche Fragen offen. Es gab auch aus meiner Sicht unnötige Szenen, die nichts direkt mit der Geschichte zu tun hatten - und um die Folgen des Handels der Menschen bzw. Marin zu unterstreichen, hätte es das nicht gebraucht.
Das Ende war dann etwas zu Actionfilm-mäßig, zu viele Wendungen, zu viel Hin- und Her. Außerdem war mir der Schluss zu abrupt und für meinen Geschmack ZU offen. Es wurde nicht alles aufgelöst; und wie geht es mit den Menschen und Marin weiter?!? Schade, da hätte es noch viel Potential gehabt.
Das Positive war die Unvorhersehbarkeit - man wird immer wieder überrascht, wie sich die Geschichte entwickelt.

Fazit:
Kurzweiliger, spannender dystopischer SciFi-Thriller in schöner Sprache, der wichtige und mehr denn je aktuelle Themen behandelt, dessen Ende mich jedoch leider enttäuscht zurückgelassen hat.