Rezension

Stille Wasser sind tief und tödlich

Aus schwarzem Wasser
von Anne Freytag

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Rezensieren von Thrillern und Krimis ist für mich eine Art Königsdisziplin verbunden mit latent angespannten Muskeln im Nacken. Man darf ja nicht zu viel von der Handlung verraten, will angehende Leser nicht um ihr spannungsvolles Lesevergnügen bringen. Und die Spannung ist bei Anne Freytag hoch, zieht sich aus einigen Überraschungsmomenten und grundsätzlichen Handlungselementen, über die ich also nicht schreiben darf.      

Anne Freytag legt einen spannungsgeladenen, hochaktuellen Roman vor, dessen Hauptthema der Mensch und seine Zerstörung der Umwelt ist. Sie schreibt von der Hybris der Menschheit, die glaubt, allen Lebewesen dieser Erde überlegen zu sein. Und sie denkt sich einen Gegner aus, der die Abgründe des menschlichen Verhaltens nach und nach mit unumkehrbaren Konsequenzen ans Tageslicht fördert.

Begeistert bin ich von Freytags Erzählstil. Ihre Sprache ist lebendig, kraftvoll und eindrucksvoll bildlich. Pointiert arbeitet sie die unterschiedlichen Figuren heraus, findet für jeden ein eigenes Erzählbild und bleibt dennoch in einem harmonischen Gesamtgefüge. Inhaltlich denkt sie groß, größer, am größten und natürlich geht auf dem Weg zum großen Finale ein wenig die Glaubwürdigkeit flöten. Aber auch das passt zur Geschichte und ist in seiner Erzählstrategie letztlich nur konsequent.

Mich hat dieser Roman, der Wissenschaftskrimi mit Politikthriller vereint und alles mit einer Prise Endzeitstimmung würzt, ungemein gut unterhalten und auf verschiedenen Ebenen aus verschiedenen Gründen den Nervenkitzel erzeugt, den dieses literarische Genre ausmacht.