Rezension

Wendungsreiche Suche nach dem Warum

Das Echo der Wahrheit - Eugene Chirovici

Das Echo der Wahrheit
von Eugene Chirovici

Bewertet mit 4 Sternen

"Das Echo der Wahrheit" ist nach "Das Buch der Spiegel" der zweite, auf Deutsch erschienene Roman des Autors Eugene bzw. E.O. Chirovici. Es geht um einen Mord, dennoch ist es kein klassischer Krimi.

Das Buch beginnt damit, dass der todkranke Multimillionär Joshua Fleischer den bekannten Psychiater Dr. Cobb engagiert. Er soll ihm helfen, sich an eine traumatische Nacht zu erinnern. Cobb ist Spezialist für Hypnose, und so verspricht sich Fleischer, an verdrängte Erinnerungen zu gelangen. Er erzählt Cobb eine geradezu unglaubliche Geschichte, die sich in seiner Jugend zugetragen haben soll: Möglicherweise hat ein Mord stattgefunden, und Fleischer denkt, dass er selbst der Täter sein könnte.

Cobb ist fasziniert von dem, was er in Fleischers Gedächtnis aufdecken kann und diese Faszination überträgt sich auf den Leser. Es entsteht eine regelrechte Sogwirkung aus der Unzuverlässigkeit der Erinnerungen, kombiniert mit der Möglichkeit einer Lüge. Cobb forscht immer weiter und muss sich daneben auch mit dem Suizid einer seiner Patientinnen auseinandersetzen.

Chirovicis Schreibstil ist schön und flüssig zu lesen. In den ersten Kapiteln irritiert es anfangs etwas, dass die Geschichte um die Mordnacht in direkter Rede erzählt wird, zwischendurch aber immer wieder zur Perspektive von Cobb gewechselt wird. Die Figuren sind allesamt interessant und mehrmals ändert sich das Licht, in dem sie erscheinen.

Das Warum hinter dem Mord bleibt lange ein Rätsel, und so dreht sich dieser Roman auch mehr um das Wieso als um die Frage, wer der Täter war. Was hinter dem Ganzen steckt, lässt sich trotzdem vor Ende des Buchs erahnen - Chirovici schreibt Cobbs Suche aber so interessant, dass dies die Lesefreude nicht trübt.

Ein wendungsreicher, spannender Roman mit vielschichtigen Charakteren, der ausgezeichnet unterhält. Eine klare Leseempfehlung!