Rezension

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Wer sind wir ohne unsere Erinnerungen?

Better Life - Lillith Korn

Better Life
von Lillith Korn

Bewertet mit 3.5 Sternen

In dieser Story geht es um Paul, der nicht weiß, dass er eine der durch die Organisation „Better Life“ gelöschten Personen ist. Diese Gelöschten wurden ihrer Persönlichkeit beraubt – die fortan tief in ihrem Innern eingesperrt ist – und völlig neu programmiert. Paul wurde also nicht direkt geboren sondern eher erschaffen und arbeitet seitdem für „Better Life“. Er soll Zoe, die Frau, die das Programm zur Löschung von Persönlichkeiten überhaupt erst entwickelte, überwachen, um sicherzustellen, dass Zoe die korrupten Machenschaften des Unternehmens nicht aufdeckt, wegen derer sie bei „Better Life“ gekündigt hat. Zoe erkennt, dass Paul ein Gelöschter ist und holt den in ihm gefangenen Marvin zurück. Gemeinsam wollen sie nun gegen das Unternehmen vorgehen. Aber dann verschwindet plötzlich Zoes beste Freundin spurlos. Hat „Better Life“ die Finger im Spiel?

„In Stockwerk 23, Zimmer 34 würde man also über seine Zukunft entscheiden.“ Mit diesem Satz beginnt die Dystopie von Lillith Korn und schon dieser ist sehr bezeichnend für die Handlung. Es wird vermittelt, dass die eigene Zukunft nicht mehr selbstbestimmt ist – es nicht mehr sein kann, wenn man nicht mal mehr man selbst ist und eine andere Persönlichkeit hat.
Bereits durch das erste Kapitel bekommt man eine ziemlich gute Vorstellung von „Better Life“ und assoziiert: Korrupt, eigennützig, falsch!
Es ist beunruhigend, dass Paul Zoe offensichtlich so sehr mag, dass er dafür sogar „Better Life“ hintergehen würde. Das zeigt, dass Paul nicht nur ein Sklave/Roboter von der Organisation ist, die ihn geschaffen hat. Deshalb denke ich, dass Zoe im Gegenzug für Marvins Befreiung nur eine andere Person (Paul) einsperrt, was mir auch kaum besser erscheint. Obwohl ich gleichzeitig glaube, dass Marvin das Vorrecht auf seinen Körper haben sollte, weil er schließlich nicht nur eine programmierte Persönlichkeit ist.
Allerdings sind mir auch ein paar Stellen aufgefallen, die mich stutzig gemacht haben:
Zum Beispiel fand ich es merkwürdig, dass Paul den Gedanken, er könne selbst gelöscht worden sein, so vehement abstreitet und nicht einmal die Möglichkeit dessen in Betracht zieht (obwohl er auch noch eine Amnesie hat!). Schließlich arbeitet er für das Unternehmen, das diese Persönlichkeitsänderungen vornehmen kann.
Zudem legen die Charaktere meiner Meinung nach häufig zu viel Vertrauen und/oder Naivität an den Tag.
Darüber hinaus würde ich auch gerne wissen, weshalb „Better Life“ nun so korrupt vorgeht. Haben sie ein höheres Ziel oder geht es ihnen schlicht darum ihre Macht auszunutzen?
Das Ende war sehr spannend und hielt für mich ein paar unerwartete Wendungen bereit. Deshalb bin ich schon sehr gespannt, wie die Handlung sich im zweiten Teil fortsetzen wird.
Im Übrigen finde ich die Ideen von zukünftigen Entwicklungen, die beschrieben werden, interessant und der Schreibstil gefällt mir sehr.

Insgesamt hat mir die Dystopie gut gefallen und mich (trotz der teilweise zu vertrauensseligen Personen) mitgerissen.