Rezension

Benötigt vollste Konzentration

Der Palast der Borgia - Sarah Dunant

Der Palast der Borgia
von Sarah Dunant

Rom 1492: Der alte Papst stirbt und Kardinal Rodrigo Borgia wird zum neuen Papst gewählt. 
Seine Kinder Cesare, Juan, Jofré und Lucrezia müssen sich damit abfinden , dass das neue Amt Einfluss auf ihr Familienleben haben wird.
Cesare, selbst Kardinal im Vatikan  , gefällt die neue Macht ,die seine Familie geniesst, ausser ordendlich gut. Juan ist ein Lebemann ,  hat gerne schöne Kleider und ist erfreut , dass das neue Amt des Vaters auch mehr Geld verspricht. Jofré ist zu jung um genau zu verstehen, was sich in seinem Leben ändern wird. Die 12 jährige Lukrezia jedoch, ist gezwungen in Windeseile erwachsen zu werden und sich als Schachfigur von Vater und Bruder hin und herschieben zu lassen.
Der Vatikan, Ausgangspunkt von Machtspielchen , kalter  Berechnung , Korruption und Skandalen.

Der Palast der Borgia ist entgegen seiner Inhaltsangabe  kein Buch, bei dem sich vieles um Glauben und  Religion dreht. Macht, Geld, Krieg und Ansehen stehen hier im Mittelpunkt. 
Das Buch ist ganze 641 Seiten dick und ist definitiv keines , das man nebenher lesen kann. Es braucht volle Konzentration. Zum ersten ,weil sehr viele Personen eine tragende Rolle spielen , zum anderen ,weil der Satzaufbau sehr verschachtelt ist und sich zu Beginn nicht flüssig lesen lässt. Die ersten Kapitel lesen sich à la Geschichtsunterricht , wer durchhält, dem zeigt die Autorin das interessante Leben der Familie Borgia. Zu Beginn habe ich mich sehr auf die  verschiedenen Personen und ihre Geschichten konzentrieren und das "Geschichtliche" etwas aussen vor lassen müssen, damit meine Konzentration ausreicht.
Die Protagonisten werden etwas oberflächlich beschrieben. Nicht immer, äussern sie sich zu ihren Gefühlen. Es war zwar zu dieser Zeit üblich , dass die Menschen Gefühle weniger zeigen...doch als Leser hat man dadurch eine eher beobachtende Rolle. Todesfälle, Nöten und Sorgen gehen einem weniger nah. Einzig Lucrezia, ihr Schicksal und Leben hat mich tief beeindruckt und gefesselt. Sie ist aber auch die einzige Person, bei der man mehr mitbekommt, als das für den Fortlauf der Geschichte absolut Notwendige.
Mir hat nach einem harzigen Start, die Story gut gefallen. ich hätte mir jedoch  einen flüssigeren Satzaufbau gewünscht.