Rezension

Unterhaltsamer Historienschmöker

Der Palast der Borgia - Sarah Dunant

Der Palast der Borgia
von Sarah Dunant

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
"Rom im August, es ist das Jahr 1492. Schon am frühen Morgen ächzt die Stadt unter der Gluthitze des Sommers. Der Lärm in der engen Gasse unter ihrem Fenster lässt Lukrezia aus dem Schlaf fahren. Kann es wahr sein, was der Bote schreit? Ihr Vater, Rodrigo Borgia, der neue Papst? Die Nachricht stellt Lukrezias Leben und das ihrer drei Brüder auf den Kopf: Plötzlich sind sie die mächtigste Familie der Stadt, und das zwölfjährige Mädchen muss in Windeseile erwachsen werden. Denn ihr ehrgeiziger Vater weiß nur zu genau, dass die Hand seiner Tochter mehr wert ist als alle italienischen Ländereien zusammen, und dann ist da noch ihr Bruder Cesare, der seine schöne Schwester etwas zu sehr liebt …"

Dank einer Leserunde durfte ich "Der Palast der Borgia" von Sarah Dunant lesen.

Mit "Der Palast der Borgia" hat man als Leser einen umfangreichen historischen Schmöker vor sich und mir hat das Lesen ausgesprochen viel Spaß gemacht.
Die doch verhältnismäßig langen Leseabschnitte, in die das Buch für die Leserunde unterteilt worden ist und jeweils über 100 Seiten umfassten, flogen trotz dem komplexen Inhalts nur so dahin.
Mit der Familie Borgia, der Zeit der Renaissance und den komplizierten politischen Verhältnissen im Italien des 15. Jahrhunderts hat sich die Autorin wahrhaft kein einfaches Thema ausgesucht, aber man merkt der Handlung diese Schwere und Komplexität überraschend wenig an.

Der Erzählbogen spannt sich von August 1492 bis ins Jahr 1501 und beginnt mit der Wahl Rodrigo Borgia zu Papst Alexander VI. und endet mit der Abreise Lucrezia Borgias nach Ferrara zu ihrem 3. Ehemann. Der erzählerische Fokus liegt im Wechsel auf Papst Alexander als Familienoberhaupt, dem ältesten Sohn Cesare und der Tochter Lucrezia, die aus der jahrelangen Beziehung des Papstes mit seiner Mätresse Vanozza stammen. So lernt man die unterschiedlichen Figuren näher kennen und sieht die Geschehnisse zugleich aus ihrer Sicht.

Die Geschichte wird in einem leicht distanzierten Tonfall erzählt. Man nimmt als Leser meist die Position eines "stillen Beobachters" bei. Diese Erzählform, für die mir der korrekte Ausdruck fehlt, war anfangs etwas ungewohnt und vermittelte zu Beginn ein wenig das Gefühl sich nicht zu sehr mit den Figuren identifizieren zu können bzw. keine besonders intensive Beziehung zu diesen aufbauen zu können. Rückblickend kann ich nun aber sagen, dass dieser Erzählton für mich perfekt zu der Geschichte gepasst hat.

Für mich ist "Der Palast der Borgia" eine runde Sache und ich habe die 640 Seiten umfassende Geschichte gerne gelesen.

Ein Kompliment muss ich an dieser Stelle auch noch an den Insel Verlag los werden. Die Taschenbuchausgabe macht einen sehr hochwertigen Eindruck, liegt trotz ihres Umfangs beim Lesen gut in der Hand [komisches Argument - ich weiß - aber es ist so ;-) ] und sieht einfach toll aus...ein Buch, dass ich sehr gerne in die Hand genommen habe und sicher auch noch öfter nehmen werde.