Rezension

An manchen Stellen etwas langsatmig, aber unglaublich informativ und interessant

Der Palast der Borgia - Sarah Dunant

Der Palast der Borgia
von Sarah Dunant

Bewertet mit 3.5 Sternen

Rom, 1492. Als Rodrigo Borgia zum neuen Papst ernannt wird, verändert sich das Leben der ganzen Familie komplett. Besonders für seine Tocnter Lucrezia ist die neue Situation ungewohnt, denn das ganze Land richtet nun seine Augen auf die schöne Papsttochter. Und auch ihren drei Brüdern und Giulia, der Geliebten des Papstes, wird mehr und mehr Aufmerksamkeit zuteil. Schnell wird dem neuen Papst klar, um an der Macht zu bleiben, muss klug gehandelt werden: Nicht nur die Kinder müssen taktisch schlau verheiratet werden, sondern auch viele Intrigen gesponnen und das ein oder andere Opfer gebracht werden..

Am Anfang wurde ich ehrlich gesagt nicht so richtig warm mit dem Buch. Die Autorin hat ganz klasse recherchiert und verarbeitet auch viele Geschehnisse im Buch, wie sie wohl wirklich stattgefunden haben. Auch die kleinen Nebenfiguren hat es in Wirklichkeit gegeben. Doch weil die Autorin sich nach all ihren Recherchen so gut in der Familiengeschichte der Borgias auskennt, hat man als Leser manchmal etwas Schwierigkeiten, in den ganzen Vertsrickungen und Verknüpfungen den Überblick zu behalten, wenn man sich so wie ich vorher noch nicht mit den Borgias beschäftigt hat. Die ersten Kapitel habe ich alle paar Seiten nach vorne zu dem Stammbaum blättern müssen, um nochmal nachzusehen,wer jetzt wer war und mit wem in welcher Verbindung stand. Man muss sich daher wirklich Zeit nehmen, um die ganzen Verbindunge auch richtig zu verstehen und nicht den Faden zu verlieren.

Nach mehreren Kapiteln hat mir das Buch aber richtig gut gefallen, da man langsam alle Hauptpersonen kannte und sich mehr auf die eigentlichd Geschichte konzentrieren konnte. Der Schreibstil ist sehr erzählerisch und man bewahrt dadurch immer eine gewisse Distanz zu den einzelnen Personen. Man kann sich nur schwer in sie hineinversetzen, da der geschichtliche Anteil meiner Meinung nach mehr im Vordergrund steht. Das hat mich aber nicht sehr gestört und einige der Protagonisten sind mir trotzdem sympatisch geworden. Ganz voran Lucrezia.
Man lernt sie als junges und etwas naives Mädchen kennen, das mit der Zeit merkt, dass ihr Vater und ihre Brüder sie zwar lieben, dass sie aber trotzdem für deren Machenschaften ein Weg zum Ziel ist. Sie ist sehr schlau und lernt mit der Zeit dazu, was mir sehr gefallen hat. Auch Giulia, die Geliebte des Papstes, habe ich irgendwie in mein Herz geschlossen. Gemischte Gefühle hingegen habe ich bei Cesare, Lucrezias hübschen Bruder. Einerseits mochte ich ihn immer total gerne dafür, wie sehr er Lucrezia liebt und sich um sie kümmert, andererseits ist auch er in ein Netz aus Intrigen verstrickt, um möglichst viel Macht zu bekommen. So ging es mir auch beim Papst: seine ständige Gier nach Macht und Reichtum haben ihn mir gänzlich unsympatisch gemacht.
Interessant fand ich es besonders zu lesen, was für eine wichtige Rolle Macht und Ansehen für alle ausser Lucrezia spielen. Auch was für Opfer sie dafür bereit sind zu bringen, fand ich teilweise sehr erschreckend. Genau das hat mir aber gut gefallen, dass nichts beschönigt wurde, sondern sich immer an echte Tatsachen gehalten wurde. Einige unerwartete Handlungen haben das Buch dann noch besonders spannend gemacht!

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, aber es ist auch ein Buch, das sich nicht mal eben so nebenbei lesen lässt. Man muss sich schon Zeit nehmen, um die einzelnen Handlungen und Personen richtig zu verstehen und einordnen zu können. Wenn einem das gelingt, ist es ein tolles Buch, bei dem man viel über die historischen Hintergründe und Begebenheiten der Borgias lernt.