Rezension

Eine schrecklich (un)nette Familie

Der Palast der Borgia - Sarah Dunant

Der Palast der Borgia
von Sarah Dunant

Bewertet mit 4 Sternen

"Man soll uns fürchten, solange wir am Leben sind, und uns auch nach unserem Tod niemals vergessen."
(Cesare Borgia zu seiner Schwester Lucrezia, S. 622)

Dieser Satz, von der Autorin in den Mund des kriegs- und machtsüchtigen Cesare Borgia gelegt, fasst das Wesen und den Standpunkt der Familie Borgia sehr gut zusammen. Und wie man heutzutage sieht, hat es auch funktioniert. 500 Jahre danach werden Bücher über die Borgia geschrieben und erfolgreiche Fernsehserien über sie ausgestrahlt. Von den vielen Dokumentationen ganz zu schweigen.

Mit diesem historischen Roman, der sich erfreulicherweise sehr an den historischen Fakten orientiert und weniger an den Legenden und/oder Skandalen, bekommt man einen guten Einblick in diese einflussreiche Familie. Das Taktieren und Intrigieren war wichtig in den komplexen Verwandtschaftsbeziehungen der "wichtigen" europäischen Dynastien und wird hier recht anschaulich dargestellt.

Ein kleiner Schwachpunkt sind meines Erachtens Anfang und Ende des Buches. Am Anfang hatte ich Probleme mit dem Sprachstil. Viele Klammereinschübe und Paranthesen machten den Text schwerer greifbar und ich hatte ein wenig Angst, dass ich das Buch genervt beiseite legen würde, wenn das so weitergeht. Glücklicherweise wurde der Stil nach den ersten 50 Seiten gefälliger, die Sätze kürzer und die Sprache lebendiger. Der Hauptteil war gut lesbar und trotz komplizierter politischer Verbindungen verständlich. Hilfreich dabei waren die dem Buch vorangestellten Stammbäume und die Karte über die damaligen politischen Verhältnisse in Italien. Das Ende war für mich ein wenig enttäuschend, da ich erwartet hatte, die Erzählung würde mit dem Tod des Papstes enden. Sein Pontifikat bildet den Rahmen der Handlung und so wäre das logisch gewesen. Aus meiner Sicht versickert das Ende ein bisschen in Bedeutungslosigkeit - aber das ist subjektives Empfinden und mag andere Leser nicht stören.

Insgesamt kann ich das Buch jedem empfehlen, der sich ein (historisch korrektes) Bild von den Borgia machen und dabei gut unterhalten werden will.