Rezension

Geschichtsunterricht mal anders

Der Palast der Borgia - Sarah Dunant

Der Palast der Borgia
von Sarah Dunant

Bewertet mit 3 Sternen

Die Geschichte der Borgia spielt in diesem Roman zwischen 1492 und 1501.

Rodrigo Borgia wird zum Papst Alexander der VI gekrönt, und seine vier illegitimen Kinder werden nun zu Schachfiguren im politischen Rad der Fortuna.

Die Folgen sind Liebe, Intrigen und ein Kampf um Macht, der nicht enden will.

 

Cover:

Das Cover zeigt eine in rot gekleidete Frau mit dem Rücken zum Betrachter gewandt auf einem großen Balkon oder einer Brücke stehen. Ihr Blick richtet sich auf die Stadt Rom. Da die Frau schwarzhaarig ist, könnte es sich um Sancia von Aragon handeln. Es ist ein schönes Bild, welches Reisesehnsucht weckt.

 

Schreibstil:

Zum Schreibstil möchte ich sagen, dass er nicht besonders hervorhebend ist, sich aber recht flüssig lesen lässt. Der Roman wird in der Gegenwart erzählt.

 

Charaktere:

Die Person, die sich mehr als anderen wie ein Faden durch das Buch zieht, ist Cesare, der älteste Sohn von Rodrigo Borgia. Er ist oft präsent, hat eine herausragende starke Persönlichkeit und hat ein Herz so kalt wie Stein.

Die anderen Geschwister, als da wären der nervige Jofré, der zum Ende hin immer noch nicht erwachsen geworden ist, der eingebildete Hahn Juan und die einzige Tochter des Papstes, Lucrezia. Man erfährt viel über ihren Charakter, dieser bildet sich nur leider nicht direkt heraus, eher wird nur darüber berichtet, wie ihr Wesen scheinbar sein soll.

Hervorzuheben ist noch der Papst selbst, sein Handeln ist schlüssig und die Charakterzüge sind gut ausgearbeitet und realistisch. In diese Person konnte ich mich am ehesten hineinversetzen.

 

Meine Meinung:

Dies ist das erste Buch, welches ich über die Borgia gelesen habe, auch Serien oder Filme sind an mir vorbeigegangen, ich kannte alle Skandale nur vom Hörensagen. Umso gespannter war ich nun.

Am Anfang war ich noch sehr entzückt über dieses Buch, und hoffte auf ein sehr Interessantes gestoßen zu sein. Leider kam dann nach nicht allzu vielen Kapiteln schon die erste Ernüchterung.

Es wird einfach von zu vielen Personen in unterschiedlichen Orten berichtet, diese je nach Fortschritt des Buches mal Freund und mal Feind des Papstes sind. Mir fiel es wirklich schwer da noch durchzusehen, was den Lesefluss deutlich störte. Zumal ich die Tabelle am Anfang des Buches, wer mit wem in welcher Beziehung steht und welchem Haus zugeordnet ist, nicht gelungen finde.

Erschwert wurde das ganze dadurch, dass es viel zu wenig Dialoge gibt und oft nur mit großen Zeitsprüngen über die politische und familiäre Lage berichtet wurde. Auf diese Art konnte das Buch bei mir nicht genug Spannung erzeugen, ich konnte auch wenig mitfiebern, weil die Charaktere doch sehr blass beschrieben wurden. Es fühlt sich leider doch zu sehr nach einer Erzählung aus einem Geschichtsbuch an, was ich so nicht erwartet habe und mich enttäuscht hat.

Das Buch endet doch sehr abrupt, worüber ich mich auch gewundert habe. Im Nachwort wurde jedoch eine eventuelle Fortsetzung angedeutet, diese werde ich höchstwahrscheinlich nicht mehr lesen möchte. Auch wenn das Leben der Borgia an sich schon aufregend ist, nur eben nicht in diesem Roman…

Wer der Autorin Sarah Dunant noch eine Chance geben möchte, kann ich das Buch „Im Zeichen der Venus“ empfehlen, dieses hat mich vollauf begeistert.

Mein Gesamteindruck ist, dass es zu viele Städte und Personen, zu viel Politik und Machtkämpfe gibt, man jedoch zu wenig vom Leben am Hof und über die Liebe erfährt.

Ich vergebe 3 von 5 Sternen.