Rezension

Bin schwer begeistert!

Der Schlafmacher
von Michael Robotham

"Der Schlafmacher" ist ein Psychothriller von Michael Robotham und erschien 2016 im Goldmann Verlag. 

Hauptfigur ist Joe O`Loughlin, ein erfolgreicher Psychologe in London. Die Polizei bittet ihn bei schwierigen Fällen oft um Hilfe. Dabei arbeitet er auch mit Vincent Ruiz, einem ehemaligen Detective aus dem Dezernat für schwere Gewaltverbrechen, zusammen.

Im beschaulichen Ort Sommerset werden zwei Frauen, Mutter und Tochter, ermordet. Ihr abgelegenes Bauernhaus ist Schauplatz des Verbrechens. Chief Superintendent Ronnie Cray steht trotz umfangreicher Untersuchungen vor einem Rätsel. Es gibt bereits mehrere Verdächtige, da die Mutter ihren Ehemann mit einigen Liebhaberrn betrogen hat. Auch der Freund der Tochter kommt in Frage. Doch als plötzlich eine weitere Leiche aufgefunden wird, die den Buchstaben "A" eingeritzt auf der Stirn trägt, ist das Täterprofil für O`Loughlin erkennbar. Ein gefährlicher Psychopath will sich für das ihm angetane Unrecht rächen. Dabei nimmt er selbst die Familie des Psychologen ins Visier.

Es ist nicht Robothams erstes Buch mit diesem Protagonisten. Doch auch ohne die anderen Teile zu kennen kann man es sehr gut lesen. Es ist ein in sich abgeschlossener Kriminalfall. Alle wesentlichen Informationen erfährt der Leser im Buch. Unter anderem wird erwähnt, dass er unter Parkinson leidet. Als er von der Diagnose erfährt ist er so geschockt, dass er einen folgenschweren Fehler begeht und seine Ehefrau betrügt. Es kommt zur Trennung. Das Verhältnis zu seinen zwei Töchtern könnte besser sein. Die familiären Kontakte tauchen immer mal wieder in verträglichen Dosen während der Mordermittlung auf und lassen den Leser kurz durchatmen. So auch im aktuellen Buch.

Das Buch beginnt mit den Gedanken des Mörders. Man erfährt von seinem Schicksal als Kind und ist unangenehm berührt. Es beschleicht einen bereits hier eine Ahnung. Diese kurzen Gedankengänge durchziehen die Handlung wie ein roter Faden. Zu Beginn der Mordermittlung stellt sich die Frage, warum die Mutter dahin gemetzelt wurde, die Tochter jedoch fast sorgsam aufgebahrt aussieht. Die Mordermittlungen sind nicht allzu spektakulär. Verdächtige werden verhört, Alibis überprüft und Hintergründe offengelegt. Nebenbei nähern sich O`Loughlin und seine Frau wieder einander an. Als jedoch neue Mordopfer auftauchen kristallisiert sich heraus, dass der Mörder alle aus dem Weg räumt, die ihm bei seinem Rachefeldzug zu nahe kommen. Dabei bringen die eingeschobenen Gedanken des Mörders immer mehr Licht ins Dunkel. Die Klärung der Morde ist kaum abgeschlossen, da ereilt O`Loughlins Familie noch ein schmerzhafter Schicksalsschlag. Es ist kein sogenannter Cliffhanger, aber irgendwie will man doch wissen, wie die Familie diese Krise meistern wird. Also doch ein Cliffhanger?

Wie zu erwarten hat Robotham eine runde, in sich stimmige und gute Geschichte abgeliefert. Fans des Schriftstellers werden begeistert sein. Neueinsteiger können gespannt sein und finden sich sofort in die Handlung ein. Die fast raffinierte Dosierung von Mörder-Gedanken, polizeilichen Ermittlungen und familiären Zwischenspielen hält den Leser unweigerlich gefangen und spornt zum Lesen an.

Diese Buch hat mich gefesselt und beeindruckt. Das traumatische Erlebnis des Mörders als Kind haben aus ihm ein rachebesessenes Monster werden lassen. Auf tragische Weise werden wir an die selbstverständlichsten zwischenmenschlichen Verhaltensweisen hingewiesen. Vertrauen, Respekt, Freundschaft, Liebe und Achtung.